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Der größte Rohdiamant der Welt

„Cullinan“ hieß der weltweit größte Rohdiamant, den man im Jahre 1905 in Südafrika entdeckte. Er stammte aus einer Mine des Bergwerksbesitzers „Thomas Cullinan“, nachdem nicht nur der legendäre Riesendiamant, sondern auch die nahegelegene Stadt benannt wurde. Nie wieder tauchte seither ein derart imposantes Exemplar auf. Leider hielt er jedoch nur in gespaltener Form Einzug in die britischen Kronjuwelen, nachdem man ihn im Jahre 1907 an die britische Monarchie als Geschenk übergeben hatte. Das bedeutet, dass er heute im ganzen nicht mehr existiert. Er war beeindruckende 3106,75 Karat schwer, was 621,35 Gramm entspricht.

Die Überreste des „Cullinan“-Rohdiamanten

Schon im folgenden Jahr ließ man die einzigartige Rarität in Amsterdam von dem Edelstein-Schleifer „Abraham Asscher“ in 105 Einzelteile spalten. So entstanden 9 größere und 96 kleinere Diamanten, darunter der „Great Star of Africa“ „Cullinan I“ und der „Lesser Star of Africa“ „Cullinan II“.

Der große Stern von Afrika

Cullinan I“ bringt heute immerhin noch beachtliche 530,4 Karat auf die Waage und erhielt im Jahre 1908 einen birnenförmigen Schliff. Danach wurde der mit 76 Facetten geschliffene Diamant in das königliche Zepter des damaligen britischen Herrschers „König Eduard VII.“ eingearbeitet. Damit auch seine Frau „Queen Alexandra“ von dieser Kostbarkeit profitieren konnte, ließen sich die Goldschmiede etwas Besonderes einfallen. So kann man den größten Überrest des heute legendären Diamanten „Cullinan“ herausnehmen und in einer Anstecknadel oder als Anhänger am Körper tragen. Die Königin trug „Cullinan I“ erstmals im Jahre 1909 zur Parlamentseröffnung als Brosche.
Auch wenn dieser Diamant unverkäuflich ist, könnte er als sogenannter „Großer Stern von Afrika“ heute vermutlich etwa 350 Millionen Euro wert sein. Als Mitglied des britischen Thronschatzes befindet er sich zusammen mit den anderen acht größeren Cullinans im Tower of London.

Der kleine Stern von Afrika

Cullinan II“ ist mit 317,4 Karat (63,48 Gramm) wesentlich kleiner als sein „großer Bruder“ und ist kissenförmig geschliffen. Er ziert die Mitte der Stirnplatte der „Imperial State Crown„. Diese ist eine der britischen Königskronen des Vereinigten Königreichs „Großbritannien und Nordirland“.

„Cullinan III“ und „Cullinan IV“

Die beiden kleineren Cullinans landeten gemeinsam im Jahre 1911 mit ihren 94,4 Karat (18,88 Gramm), bzw. 63,6 Karat (12,72 Gramm) in der Krone von „Queen Mary“, die die Ehefrau des britischen Königs „George VI.“ war. Dabei können auch hier der birnenförmig geschliffene „Cullinan III“ und der quadratisch geschliffene „Cullinan VI“ aus dem Band der Krone herausgenommen werden, um sie als Brosche oder Anhänger zu tragen.

„Cullinan V“ und der umstrittene „Koh-i-Noor“-Diamant

Der herzförmig geschliffene „Cullinan V“ besitzt 18,5 Karat (3,7 Gramm) und war ursprünglich mit weiteren kleineren Diamanten in eine Brosche eingearbeitet. Zuletzt hatte „Queen Elisabeth II.“ dieses Schmuckstück noch getragen. Später erhielt er allerdings einen Platz im mittleren Kreuz des Reifs der Krone von „Queen Mary“.

Der „Zankapfel“-Diamant

Der im Reif zuvor thronende Diamant „Koh-i-Noor“ (Koh-i-Nur) war der Zentral-Stein der Krone, die anlässlich der Krönung von Königin Mary im Jahre 1911 hergestellt worden war. Nachdem Königin Elizabeth, die spätere „Queen Mum“, den Diamanten bei ihrer Krönung noch übernommen hatte, wurde er aufgrund aufkommender, verschiedener Rechtsansprüche schließlich wieder aus der Krone entfernt.
Seit dem Jahre 1849 ist dieser über 108 Karäter (manche Quellen sprechen auch von nur 105,6 Karat) zwar im Besitz der britischen Krone, aber seine Geschichte ist bewegt und hinterlässt deshalb immer wieder die Frage nach dem rechtmäßigen Besitzer.
In den vergangenen Jahren haben Pakistan, Afghanistan und der Irak Besitzansprüche angemeldet. Im Jahre 2016 stellte das „Oberste Gericht“ in Indien fest, dass der strittige Diamant „Koh-i-Noor“ von der damaligen Kolonialmacht Großbritannien nicht unrechtmäßig erworben oder gar gestohlen worden war. Bis heute gibt es jedoch Verhandlungen über die Zurückgabe an seinen jedoch immer noch umstrittenen, ursprünglichen Herkunftsort.

Ein „Herz-Diamanten“ als Ersatz

Aus den oben erwähnten Gründen entschied man sich schließlich den „Zankapfel“ aus der Krone von „Queen Mary“ zu entfernen und durch ein Geschenk Indiens zu ersetzen. Dabei bot sich das vielsagende Herz-Symbol des „Cullinan V“ als Austausch-Objekt an. Heute befindet sich der herzförmig geschliffene Diamant in der Krone von Königin Mary, mit der im Jahre 2023 „Königin Camilla“ gekrönt wurde.

Konkurrenz in Sicht

Doch nun macht ein Fund aus Botswana Schlagzeilen. Eine kanadische Bergbaufirma hat nach Meinung von Experten den weltweit größten Rohdiamanten in der Größe einer Avocado entdeckt.
Der „Mega-Diamant“ wiegt stolze 2492 Karat und ist somit der zweit-größte Diamant, den man jemals gefunden hat. Da der Favorit „Cullinan“ im Ganzen jedoch nicht mehr existiert, ist er nun mit seinen fast 2500 Karat der amtierende größte Rohdiamant der Welt. Er soll bis zu 160 Millionen Dollar wert sein.
Ob dieser Rohdiamant dieses Mal an einem Stück bleiben darf, müssen die derzeitigen Besitzern wahrscheinlich noch klären. Kosten-Nutzen-Rechnungen, sowie die Nachfrage, einzelne Kaufgebote und eine maximale Gewinnerzielung dürften wohl wie immer darüber entscheiden.

Land der Riesendiamanten

Aus Botswana kommen immer wieder Nachrichten über spektakuläre Diamanten-Funde. Der letzte Mega-Rohdiamant hatte Eigröße und konnte fast 500 Karat vorweisen. Nun ist auch seine Karat-Anzahl übertroffen und die Zukunft zeigt, ob die mehr als 3000er Grenze aus dem Jahre 1905 doch noch übertroffen werden kann. Sicherlich wird allerdings keiner der neuen Funde, wie damals der legendäre „Cullinan“, an irgendeine Krone oder Weltmacht verschenkt werden…