Der himmelblaue Himmlische
Das lateinische „coelestis“ bedeutet „der Himmlische“ oder „der Himmelblaue“. Im Jahre 1798 erhielt das Mineral seinen Namen, da die ersten Fundstücke damals eine hellblaue Farbe besaßen.
Coelestin hat eine kurze Tradition
Ende des 18. Jahrhundert wurde ein Mineral entdeckt, das man einige Jahre unter den Schwerspat (Baryt) rechnete. Nach genauerer Untersuchung stellte sich aber bald heraus, dass es sich um ein damals noch unbekanntes Mineral mit Strontium-Gehalt handelte. Die zuerst sogenannte „Strontiumerde“ erhielt ein Jahr später ihren heute noch gültigen Namen „Coelestin“. Andere Schreibweisen sind „Cölestin“ oder „Zölestin“.
Synonyme des Coelestins
Die meisten seiner späteren Synonyme sind heute kaum noch gebräuchlich. Manche Bezeichnungen wie Apotom, Schützit oder Schätzit erscheinen zuerst rätselhaft. Beschreibt beispielsweise das altgriechische Wort „Apotome“ für „Segment oder Abschnitt“ seit der Antike den pythagoreischen chromatischen Halbton in der Musik, so findet man den Begriff heute in der Mikroskopie. Wahrscheinlich entstand dieses Synonym durch die optischen Eigenschaften der dicktafeligen bis prismatischen Kristalle des Coelestins.
Sizilianit weist auf seinen Fundort und „Schwefelsaurer Strontian“ auf eine gelbfärbende Verunreinigung durch Schwefel hin.
Ein „Aqua-Aura“ ist kein Coelestin
Der Begriff „Aqua-Aura“ ist eine moderne Bezeichnung für einen hellblauen Bergkristall, der durch eine sogenannte „Goldbedampfung“ manipuliert wurde. Auch wenn der lateinische Namen eine lange Tradition vortäuscht, ist Coelestin sicherlich in der Antike nicht so bezeichnet worden. Über eine Verwendung zu dieser Zeit ist nichts bekannt.
Merkmale und Eigenschaften des Coelestins
Farbe und Kristallbildung
Reiner Coelestin ist eigentlich durchsichtig und farblos. Aufgrund seiner polykristalinen Tendenz und Zwillingsbildung kann er jedoch oft weiß erscheinen. Fehler im Kristallgitter können durch natürliche oder künstliche Röntgenstrahlung verursacht werden. So entsteht das typische Hellblau. Spuren von Schwefel färben den reinen Heilstein gelblich. Sehr selten ist hingegen rötlicher oder grünlicher Coelestin.
Das Strontium kann beim Coelestin jedoch auch durch beispielsweise Barium im Kristallgitter ersetzt werden. Dann entsteht aus dem Strontiumsufat „Coelestin“ das Bariumsulfat „Baryt“. Die beiden bilden eine sogenannte „Mischreihe„, bei der Strontium-Ionen frei durch Barium-Ionen ausgetauscht werden. Diese Mischkristall-Varietät heißt Barium-Coelestin oder Barytocoelestin.
Coelestin bildet prismatische, teils tafelige Kristalle im orthorhombischen Kristallsystem. Meistens sind sie nur einige Zentimeter große. Man hat allerdings auch seltene Kristall-Exemplare von bis zu einem Meter gefunden. Üblicherweise bildet Coelestin Kristall-Gruppen oder Drusen. Aber auch dichte, faserige, körnige und stängelige Aggregate in Knollen und Gangfüllungen im Gestein kommen vor.
Bestimmung und Verwechslungen
Die Kristalle des Coelestins sind durchsichtig und besitzen einen Glas– bis Fettglanz. Ihre Strichfarbe ist weiß und die vollkommene Spaltbarkeit zeigt jedoch einen spröden, unebenen Bruch. An den Spaltflächen kann auch ein Perlmuttglanz entstehen.
Die niedere Mohshärte von nur 3 bis 3,5 macht selbst die schönsten Kristalle ungeeignet für eine Verarbeitung und Verwendung als Schmuckstein. Die Dichte ist mit 3,97 bis 4 recht hoch, sodass sie bei vielen Verwechslungen aufschlussreich sein kann.
Gängige Verwechslungen geschehen mit Baryt, Anhydrit und Gips. Aber auch einige Calcite können sehr ähnlich sein. Doch Anhydrit hat eine Dichte von 2,9 bis 3, Calcit von 2,71 und Gips von maximal nur 2,33. Einzig Baryt bildet sehr ähnliche Kristalle wie Coelestin. Seine Dichte kann mit maximal 4,5 Hinweise geben.
Allerdings zeigt die blaue Flammenprobe mit einem Bunsenbrenner deutlicher den Unterschied. Bei Baryt verfärbt sich die blaue Flamme gelbgrün, während sie sich bei Coelestin rot färbt. Dies ist jedoch keine sehr steinschonende Methode, ebenso wie das Beträufeln mit Schwefel- oder Salzsäure, das im Zweifelsfall auch herangezogen wird.