Hermanover Kugel - eine wahre Rarität
Da man diese "Glimmer-Kugeln" bisher nur an einem einzigen Ort gefunden hat, sind sie denkbar selten. Ein Sammeln von neuen Funden ist außerdem gar nicht mehr möglich, da das Gebiet um seinen Fundort "Hermanov" in Tschechien inzwischen den Status eines Naturschutzgebiets genießt. So kann man sie nur noch in alten Mineral-Sammlungen finden... und wer eine der seltenen Fundstücke besitzt, gibt sie nicht so schnell wieder her.
Unter Naturschutz
Das alte, deutsche Dorf "Hermanschlag" hat seine Gründerwurzeln im 13. Jahrhundert. Im Jahre 1349 wird es zum ersten Mal auch urkundlich erwähnt. Allerdings hatte es nie eine größere Einwohnerzahl. Bis heute (Stand 2023) hat es immer noch nur um die 220 Bewohner.
Das Naturschutzgebiet "Hermanov" südlich des Dorfes "Hermanov" (ehemals Hermanschlag) besteht seit dem Jahre 1979 und umfasst eine Fläche von 1,89 Hektar.
Unter Geologen bekannt geworden sind die einzigartigen Mineralienfunde, die weltweit ein Alleinstellungsmerkmal genießen. Die eiförmigen Aggregate aus einem Phlogopit-Kern und einer krustigen Anthophyllit-Schale sind äußerlich dunkelbraun gefärbt.
Das lateinische "Anthophyllum" für "Gewürznelke" steht für die Benennung des farblichen Eindrucks eines Nelkenbrauns der Kruste.
Nach dem Aufschlagen der kugeligen Aggregate zeigt sich jedoch der rotbraune Kern, der nach dem griechischen "phlogopos" für "feurig" benannt ist.
Merkmale der "Hermanover Kugel"
Optisch kann man "Hermanover Kugeln" einzig mit portugiesischen "Biotit-Linsen" verwechseln. Allerdings ist oft die äußere Gestalt, wie ihre beiden Namen schon preisgeben, etwas unterschiedlich. Biotit ist schwarzer Glimmer und liegt mit seiner Mohshärte von 2,5 bis 3 deutlich unter der härteren Kruste der Hermanover Kugeln. Die Strichfarbe von beiden ist jedoch weiß, so dass sie kein Unterscheidungsmerkmal darstellt.
Harte Schale
Die undurchsichtigen und lichtundurchlässigen (opak) Kugeln besitzen eine relativ harte Kruste mit einer Mohshärte von 5,5. Diese liegt über dem Vergleichsmineral "Apatit", das sich mit einer Härte von 5 mit einem einfachen Messer gerade noch ritzen lässt. Allerdings ist die Härte 6 des Vergleichsminerals "Feldspat" höher, sodass man für die Anthophyllit-Kruste eine Stahlfeile benötigt, um deutliche Spuren zu hinterlassen.
Anthophyllit gehört zur "Supergruppe der Amphibole", die sich durch die Bildung von charakteristischen Silikat-Doppelketten auszeichnen. Diese sehr vielfältige Gruppe gehört wiederum zur Mineralklasse der Ketten-Silikate.
Weicher Kern
Hermanover Kugeln lassen sich einfach spalten und zeigen danach einen unebenen Bruch. So tritt das kupferfarbene Innere ans Licht. Die Mohshärte dieses Kerns beträgt nur 2 bis 2,5 und ist damit nur knapp härter als das Vergleichsmineral "Gips" (Härte 2), das sich leicht mit dem Fingernagel ritzen lässt.
Der eisenfreie Phlogopit-Kern besteht aus sogenanntem "Magnesia-Glimmer" und gehört als Mitglied der Glimmer-Gruppe zur Mineralklasse der Schicht-Silikate.
Wie ist die harte Schale um den weichen Kern entstanden?
Bei einer "Kontaktmetamorphose" von Carbonat-Gestein, das genügend Magnesium enthält, entsteht tertiär zuerst Phlogopit. Er bildet sich pneumatolytisch, während fluor- und silikathaltige Dämpfe auf das Gestein einwirken. Erst wenn das Angebot an Calcium und Fluorid sinkt, entwickelt sich durch einen metasomatischen Austausch der verschiedenen Stoffe die Anthophyllit-Kruste.
Zwei Kristallsysteme
Aus blättrig tafeligen Kristallen bildet sich zuerst das schuppige, kugelförmige Phlogopit-Aggregat. Diese Kristalle gehören zum "Monoklinen Kristallsystem", dessen Grundform ein Parallelogramm ist. Danach entsteht die im "Rhombischen Kristallsystem" kristallisierende Hülle aus Anthophyllit. Diese erscheint nach dem Aufbrechen des Aggregats deutlich radial-faserig.
Die geschlossene Kugelform ist außen dunkelbraun und zeigt neben dem glitzernden Glimmer außerdem Glasglanz. Schlägt man das Aggregat auf, wird der kupferfarbene, weichere und schuppige Kern sichtbar.