Der "Eierstein" Oolith
Die Bezeichnung "Oolith" beschreibt mit dem griechischen "oon" für "Ei" und "lithos" für "Stein" eigentlich nur die optische Erscheinungsform dieses Sedimentgesteins, das an abgelegte Fischeier erinnert. Auch das Synonym "Pisolith", das sich vom lateinischen "piscis" für "Fisch" ableitet, verweist darauf. Deshalb waren zuvor je nach Größe der einzelnen Kügelchen volkstümlichere Namen wie Rogenstein, aber auch Mohnsamen-, Linsen oder Erbsenstein entstanden.
Oolithe mit unterschiedlichen Mineralklassen
Da der Begriff "Oolith" nur auf den kennzeichnenden Kügelchen-Aufbau verweist, muss man die mineralogische Zugehörigkeit unbedingt genauer präzisieren. So gibt es neben dem oben schon erwähnten Eisen-Oolith ebenso die großen Moqui Marbles, die beide in seichten Meergewässern durch ausgefällte Eisenoxide entstanden sind. Sie gehören in die Mineralklasse der Oxide. Daneben ist aber auch der sogenannte "Kalkoolith" ein Oolith, wie schon sein Name verrät. Er jedoch gehört in die Mineralklasse der Carbonate, da er in Gewässern entstanden ist, die mit Kalk übersättigt waren.
Eisen-Oolith
Die kleinen Mineralkügelchen eines Ooliths sind fest durch ein toniges oder kalkiges "Bindemittel" verbunden, das wie im Beispiel des "Eisen-Ooliths" den dunklen, magnetischen Eisenerz-Ooiden einen hellbraunen Hintergrund bieten kann.
Sekundäre Entstehung
Eisen-Oolith ist sekundär in flachen Meerbereichen entstanden, während der langsamen Ablagerung von Ton- und Sandpartikeln. Dabei verteilte sich das freigesetzte Eisenhydroxid im Wasser gleichmäßig im entstehenden Sediment, wenn die Bedingungen ruhig und ohne größere Meerbewegungen ausfielen. So entstandene eisenhaltige Sandsteine nennt man "Eisensteine" und eisenhaltige Tonsteine sind dementsprechend "Toneisensteine".
Eisenoxid-Kügelchen im Werden
Jedoch in stärker bewegten Gewässern und Brandungszonen können sich die aufgewirbelten Sandkörner und Schwebeteilchen nicht absetzen, sodass sich um diese das vorhandene Eisenoxid mit der Zeit schalenförmig ablagern kann. Erst wenn die Körnchen im Durchmesser gewachsen und dadurch schwer genug geworden sind, sinken sie schließlich auf den Meeresgrund. Dort entsteht dann nach und nach, durch die in den Meeresboden eingebetteten Ooide, eine Schicht, die sich zu Eisen-Oolith verfestigt. In der Regel sinken die Ooide bei einem Durchmesser von 0,5 bis 2,0 Millimetern auf den Grund des Gewässers.
Die wesentlich größeren Moqui Marbles bilden sich dagegen ausschließlich im Bereich von großen Strömungen und Wasserwirbeln, wo immer wiederkehrende Strudel verhindern, dass sich die aufgewirbelten Sedimente absetzen können. Hier entstehen mit der Zeit sandgefüllte Hohlkugeln mit einer festen Schale aus Eisenoxid.
Kristallsysteme und Bestimmungsmerkmale
Aufgrund der Zusammensetzung der Eisen-Sand-Konkretionen aus der Mineralklasse der Oxide, ergeben sich zwei verschiedene Kristallsystem-Ausprägungen für den Eisen-Oolith. So kristallisiert sein Eisenoxid-Anteil, der aus Limonit besteht, im "Rhombischen Kristallsystem", während der einbettende Sandanteil überwiegend Quarz beinhaltet. Dieser wiederum kristallisiert charakteristischerweise im "Trigonalen Kristallsystem".
Optische Erscheinung
Das körnige bis dichte Eisen-Oolith-Gestein besitzt eine beige bis erdfarbene Grundfarbe, in die kugelige, rostbraune Sprenkel eingebettet sind. Aufgrund dieser recht gleichmäßig großen Punkte, die in Wirklichkeit kleine Kügelchen aus Limonit sind, haben sich die volkstümlichen Synonyme "Erbsenerz" und "Perlenerz" entwickelt. Farbgebend ist natürlich der hohe Eisenanteil, der ein oxidiertes Rostbraun zeigt, was die braune Strichfarbe erklärt. Mit seiner opaken Transparenz kann man dem matten Gestein nur durch eine Politur einen leicht seidigen Glanz verleihen.
Härte und Dichte
Da man Eisen-Oolith oberflächlich betrachtet mit Rhyolith oder gepunktetem Jaspis verwechseln kann, benötigt man zusätzliche Bestimmungsmerkmale. Dabei helfen zum einen die Mohshärte des Eisen-Ooliths von 5 bis 5,5 und zum anderen seine Dichte von 3 bis maximal 3,5 weiter.
Rhyolith unterscheidet sich allerdings schon rein optisch gut, denn er zeigt keine gleichförmigen, kreisrunden Kügelchen. Zusätzlich unterscheide er sich durch eine höhere Härte (5,5 bis 7) und geringere Dichte (max. 2,9) ebenso wie Jaspis (Härte 7, Dichte max. 2,91).
Spaltbarkeit und Bruch
Gepunkteter Jaspis, Rhyolith und Eisen-Oolith kann man jeweils nicht spalten, aber sie zeigen teilweise eine unterschiedliche Bruchstelle. Aufgrund der Einlagerung von Limonit-Kügelchen zeigt Eisen-Oolith dementsprechend eine körnige Bruchstelle, während Jaspis eine muschelige Oberfläche hinterlässt. Der unebene, ebenfalls körnige Bruch des Rhyoliths hilft zwar nicht weiter, dafür zeigt er aber stellenweise durchscheinende Transparenz.
Die Verwendung von Eisen-Oolith
Während man die größeren Moqui Marbles zur Herstellung von Farbstoffen verwendet, profitiert die Eisengewinnung von Eisen-Oolith-Gesteinen. Als Erbsen- oder Perlenerz gehören sie zu den lukrativen Eisenlieferanten für die Metallindustrie.