Die Serpentin-Gruppe
Serpentine sind in ihrem Erscheinungsbild selten einheitlich grün wie der transparente Antigorit "Edelserpentin", der vor allem in Asien gern als "Pseudo-Jade" erscheint. Da Serpentin zu den traditionellen Schmucksteinen gehört, existieren eine Vielzahl an Synonymen, wobei die beiden verschiedenen Varietäten jeweils ihre ganz eigene Namensliste vorweisen können.
Synonyme des Blätter-Serpentins "Antigorit"
Damit man erkennt, welchen Heilstein man erwerben möchte, sollte man sich mit den folgenden Antigorit-Synonymen und ihrer jeweiligen Färbung bekannt machen.
"Bowenir" heißt eine farblose Variante, "Bowenit" hingegen ist apfelgrün und die Serpentin-Varietät "Chytha" (Chita) zeigt wiederum ein helleres Gelbgrün. Flaschengrüne bis fast schwarzgrüne Serpentine nennt man außerdem "Tauerngrün".
Mehr Schein als "Jade"
Der Namenszusatz "Jade" weist natürlich auf grüne Schmucksteine hin, die eine Ähnlichkeit mit dem beliebten Schmuck- und Dekorationsstein besitzen. So tragen Serpentine aus der russischen Baikalsee-Region beispielsweise den Namen "Baikal-Jade" und die Bezeichnungen "Ural-Jade" und "Korea-Jade" verraten ebenfalls unmissverständlich ihre Herkunft. Allerdings gibt es auch das schlichte Synonym "Serpentin-Jade" und die schon erwähnte "Pseudo-Jade" für den durchsichtigen "Edelserpentin". Weitere Synonyme sind zudem auch Septeantigorit, Komarit, Marmolith, Nemaphyllit, Hampdenit und Thermophyllit.
Synonyme des Faser-Serpentins "Chrysotil"
Der faserige Serpentin "Chrysotil" hat seinerseits eine beachtliche Liste an Synonymen zu bieten. Einige stammen eindeutig aus der volksnahen Bergmannssprache, wie beispielsweise Bergflachs, Bergholz, Bergwolle oder Bergleder. Aber auch die Bezeichnungen "Schillerspat" und "Schillerstein" gehören dazu. Hier kann man deutlich den Bezug zur faserigen Erscheinungsform des Chrysotils erkennen, während sich die Synonyme "Webskyit", "Satellit", "Metaxit", "Karystiolith" "Pikrolith" und "Picrosmin" für Unkundige nicht erschließen.
Chrysotil als Hauptbestandteil von Serpentin-Asbest
Die Bezeichnung "Asbest" dürfte allgemein bekannt sein, dabei handelt es sich um einen fachlichen Sammelbegriff für natürlich vorkommende, faserige Silikat-Minerale, die nicht zwingend "Serpentine" sind. Unter dem Begriff "Asbest" findet man nämlich die beiden Hauptgruppen "Serpentin-Asbest" und "Amphibol-Asbest", wobei ersterer vor allem durch "Weißasbest" (Chrysotil) vertreten wird. Daraus ergeben sich zusätzlich die Synonyme "Lefkasbest" und "Leukasbest" sowie "Schillernder Asbest".
Da Asbeststaub giftig ist, sollte man Rohsteine mit Chrysotil-Gehalt mit Vorsicht behandeln und entsprechend lagern. Als Trommelstein mit glattgeschliffener Oberfläche kann der Serpentin "Silberauge" jedoch als Anhänger ohne gesundheitliche Gefährdung am Körper getragen werden.
Das schillernde "Silberauge"
Ein besonderer Serpentin besticht durch seine olivgrünen Bänder und faserigen, silbrig schimmernden Streifen, daher trägt er den Handelsnamen "Silberauge". Die abwechselnd hellen und dunklen Lagen bestehen aus faserigen Chrysotil- und blättrigen Antigorit-Schichten, die jeweils ihre entsprechende Färbung mitbringen. Somit ist das Silberauge eine Mischung aus beiden "Serpentin-Welten". Leider taucht er in manchen Läden auch fälschlicherweise als "Zebrajaspis" auf.
Weitere Beispiele für Serpentin-Synonyme und Handelsnamen
Im antiken Griechenland hieß der heutige Serpentin "lithos ophites", was übersetzt "Schlangenstein" bedeutet. Die Ähnlichkeit dieses Minerals mit einer Schlangenhaut prägte ebenfalls im Mittelalter dementsprechend den heute noch gültigen Begriff "Serpentin", der aus dem lateinischen Wort "serpens" für "Schlange" entstand.
So sind die Synonyme "Ophit" und "Ophicalcit" deutlich am griechischen Vorbild angelehnt. Allerdings existiert eine große Anzahl an Synonymen, die Mischformen der bestehenden Bezeichnungen sind oder sich beispielsweise an den verschiedenen Fundorten oder an individuellen Erscheinungsbildern bzw. Zusammensetzungen orientieren.
Unzählige Synonyme...
Wachs-, Schreck- oder Grünstein sind allgemeine, volkstümliche Bezeichnungen für Serpentin, während Serpophit eine Mischform aus Serpentin und Ophit darstellt. Weitere Synonyme für verschiedene Serpentine sind Retinalith, Ricolith, Kypholith, Enophit, Porcellophit und Neolith, doch erschöpft ist diese Liste an Handelsnamen damit noch lange nicht.
Barettit, Gymnit, Melopsit, Melosark, Pelhamin, Pyknotrop, Pyroidesin, Rocklandit, Schweizerit, Sungulit, Tangiwait, Vorhauserit, Zermattit und Zöblitzit sind weitere Beispiele. Der Serpentin "Steatoid" ist pseudomorph nach Olivin und "Bastit" pseudomorph nach Bronzit entstanden. Dazu kommen noch "Serpentin-Besonderheiten" wie "Williamsit", der schwarze Einschlüsse zeigt und der oben schon erwähnte "Ophicalcit" aus Irland, der durch seine Einsprengsel aus Pyrit besticht.
...und zwei Serpentin-Gemenge
Ein Gemenge aus Serpentin und Opal heißt "Siliciophit", nach den Bestandteilen Silicium (Opal) und Serpentin, dem griechischen "Schlangestein" (Ophit). "Verdit" ist wiederum ein Mineralgemenge aus Serpentin und Fuchsit, die beide eine grüne Färbung mitbringen.
Zum Abschluss soll hier noch der chromhaltige, hell gelbgrüne Serpentin "Chytha" erwähnt werden, der in der Steinheilkunde eine Rolle spielt, neben dem seltenen Edelserpentin (Antigorit) und dem "Silberauge" mit Lizarit-Gehalt.
Wie entsteht Serpentin?
Die Voraussetzung für die Entstehung von Serpentin sind magnesiumreiche Silikate, wie beispielsweise Olivin (Peridot), Amphibole und Pyroxene. Während einer "Tertiären Bildung" wandelt sich hauptsächlich Olivin in Serpentin um (Metamorphose), wenn Kieselsäure einwirkt. Bei der Anwesenheit von Kohlensäure bildet sich neben Serpentin zusätzlich auch Magnesit, weshalb beide Minerale oft gemeinsam zu finden sind. Dabei ist Serpentin an vielen Fundorten gesteinsbildend.
Seltene Serpentin-Schönheiten
Der transparente, grüne Edelserpentin ist unter allen Serpentinen als Schmuck- und Heilstein besonders begehrt, in bester Qualität stammt er meistens aus Afghanistan. Während das Silberauge oft aus dem australischen Raum auf dem Markt zu finden ist, hat Tansania wiederum vor allem die chromhaltige Varietät "Chytha" (Chita) zu bieten, die als Heilstein hervorsticht.
Erkennungsmerkmale und Kristallsystem
Obwohl Serpentin im "Monoklinen Kristallsystem" kristallisiert, bildet er einzig faserige (Chrysotil) und blättrige (Antigorit) Aggregate. Selbst der seltene, transparente Edelserpentin (Antigorit) zeigt keine ausgebildeten Kristalle. Dabei ist Antigorit flaschengrün bis fast schwarzgrün (Tauerngrün) oder gelbgrün (Chytha) in der Farbe und meistens undurchsichtig mit Flecken durchsetzt. Chrysotil hingegen kann man gut an seiner faserigen Struktur und silbrigen, leicht grünlichen Farbe erkennen. Beide Serpentin-Arten in abwechselnden Schichten abgelagert, ergeben das erwähnte Silberauge, das durch silbrig schillernde, olivgrüne Bänder charakterisiert wird.
Haptik und Bestimmungsmerkmale des Serpentins
Serpentin zeigt meistens Fettglanz und fühlt sich tatsächlich auch leicht "fettig" an, nur selten kann man bei diesem Heilstein Glasglanz beobachten. Dann kann er mit einer durchscheinenden bis durchsichtigen Transparenz aufwarten, doch meistens ist ein Serpentin undurchsichtig.
Mit einer Mohshärte von 2,5 bis 3 ist dieses Mineral nicht besonders widerstandsfähig, aber in seiner verkieselten Form kann sich die Härte des Serpentins auf 4 erhöhen.
Die Dichte zeigt ein geteiltes Spektrum von 2,2 bis 2,4 für Chrysotil und 2,4 bis 2,8 für Antigorit, und auch bei der Spaltbarkeit gibt es gravierende Unterschiede. Während sich Antigorit durch seine blättrige Struktur vollkommen spalten lässt, besitzt Chrysotil wegen seiner Fasern gar keine Möglichkeit der Spaltung. Wenigstens die Strichfarbe der beiden Serpentin-Arten ist jedoch gleich und zeigt einen weißen Strich, wie so viele andere Minerale auch.
Serpentin-Verwendung und Verwechslungen
Im Kunsthandwerk und bei Steinmetzarbeiten gehört Serpentin zu den klassischen Dekorationssteinen, wobei man davon ausgehen kann, dass ein großer Teil der im Handel angebotenen, sogenannten "Jade-Figuren" tatsächlich aus grünem Serpentin gefertigt sind. Auch dekorative Schalen, Becher, Vasen und manches Teeservice sind meistens aus Serpentin, auch wenn "Jade" draufsteht.
Serpentine als Schutzsteine
In diesem Bereich hat Serpentin eine jahrtausendelange Tradition vorzuweisen, denn er taucht früh in der Menschheitsgeschichte als schützendes Amulett auf, das vor Krankheiten und Verhexungen bewahren sowie gegen das "Erschrecken" (Schreckstein) wappnen sollte. So konnte man damals beim Tragen eines Serpentins wahrscheinlich die Schrecken des rauen Lebens besser aushalten und fühlte sich vor bösen Geisten geschützt, die angeblich unter den Menschen ihr Unwesen trieben. Für eine besonders abwehrende Ausstrahlung schnitt man deshalb in die verhältnismäßig weichen Serpentine schauerliche Fratzengesichter, wie man sie auch heute noch an mittelalterlichen Kirchengebäuden im äußeren Eingangsbereich manchmal finden kann.
Dass Serpentin trotz seines Namens (Schlangenstein) natürlich nicht gegen Schlangengift helfen kann, wie man im Mittelalter noch glaubte, dürfte allerdings allen klar sein.
Ähnliche Schmuck- und Heilsteine
Man kann Serpentin vor allem mit "Jadeit" und "Nephrit" verwechseln, die beide gemeinsam auch heute noch oft unter dem Begriff "Jade" auftauchen. Da echte "Kaiser-Jade" oder "Imperial Jade" aus Asien (insbesondere Myanmar) beispielsweise in China höchste Edelstein-Preise erreichen kann, ist Serpentin dementsprechend häufig als Jade-Imitation (New Jade) oder Fälschung anzutreffen. Allerdings ist die "weiche Jade" schnell entlarvt, denn Jadeit und Nephrit erreichen beide eine Mohshärte von etwa 6,5 und Serpentin nur maximal eine Härte von 3 (verkieselt 4).
Schwieriger ist jedoch die Identifikation des grünen "Chlorits", der ebenfalls eine glimmerartige, blättrige Struktur zeigt, denn auch seine Mohshärte liegt zwischen 2 und 3. Hier kann nur eine mineralogische Untersuchung den Unterschied herausarbeiten.