Für die moderne Steinheilkunde spielen vor allem der weiße, traditionell bezeichnete „Milchstein“ und der blaue „Rednerstein“ als Chalcedon bis heute eine Rolle. Letzterer soll, wie schon beschrieben, die eigenen rhetorischen und kommunikativen Fähigkeiten verbessern. Der typische Chalcedon ist somit ein Steine mit einer eher milchig graublauen Farbe. Sein volkstümlicher Namen „Milchstein“ verweist auf seine traditionelle Verwendung für stillende Mütter, da er bei der Milchbildung helfen soll.
Einige beispielhaft erwähnte Synonyme sollen die Vielfältigkeit der Benennungen zeigen, die teilweise vor allem bei Laien auch für große Verwirrungen sorgen.
Jasponyx, Beekit, Katzedonier, Lutecin, Massik (graue Steine), Pseudoquarzin, Saphirin, Myrickit, Schwalbenstein, Staarstein, Zoesit… dies sind traditionell verwendete Synonyme für Chalcedone. Besonders irreführend sind jedoch die beiden Bezeichnungen „Blauer Mondstein“ und „Kalifornischer Mondstein“, da es sich natürlich um keine Mondsteine handelt.
Heilstein der Reinheit
In Tibet steht der Chalcedon traditionell bis heute für die Reinheit einer Lotosblüte, die sowohl vor Unzufriedenheit als auch vor Schwäche schützen soll. So glauben die Tibeter, dass dieser Heilstein dabei helfen kann, sich auf die wesentlichen Dinge des Lebens zu besinnen.
Der „typische“ Chalcedon als Heilstein
Wenn gesundheitliche Probleme mit dem Hals und dem Rachenbereich entstehen, empfiehlt die Steinheilkunde bis heute einen weißlich bis blauen Chalcedon. Man sollte ihn möglichst nahe am Hals (Hals-Chakra) tragen. Wer den blauen Stein regelmäßig bei sich trägt, kann mit der Zeit sein Selbstvertrauen stärken und Hemmungen oder Beklemmungen abbauen.
Als Handschmeichler, Trommelstein oder Schmuckstein-Anhänger soll er durch direkten Hautkontakt am besten seine beruhigende, aber auch Aufmerksamkeit fördernde Wirkung entfalten.
Für viele Menschen ist es schwierig, sich auf Veränderungen im Leben einzustellen. Auch in diesem Bereich kann der Heilstein eine Hilfe sein. Unter dem Kopfkissen oder auf dem Nachttisch soll er Albträume, Schlafstörungen und dauerhafte Melancholie vertreiben. Hier ist es besonders bei Beklemmungen ratsam, einen Chalcedon nahe am Körper in der Herzregion zu tragen.
Hildegard von Bingen und der Chalcedon
Hildegard von Bingen war und ist bis heute eine bedeutende Persönlichkeit. Die Nonne, die später zur Äbtissin aufstieg, kann als eine emanzipierte und durchsetzungsstarke Frau ihrer Zeit (Mittelalter, 12. Jahrhundert) bezeichnet werden. Selbstbewusst konnte sie sich gegen den männlichen Klerus behaupten und war eine anerkannte Heilkundige, auf die sich bis heute noch Ärzte und Heilpraktiker berufen. Der Garten des Klosters Rupertsberg in der Nähe von Bingen am Rhein war ihr bevorzugter Arbeitsplatz. Dort pflanzte sie Kräuter und Gewürze an, die später zu Arzneien verarbeitet wurden. Hildegard von Bingen befasste sich jedoch nicht nur mit der Herstellung von Arzneimitteln, sie experimentierte außerdem mit Heilsteinen bei vielerlei gesundheitlicher Beschwerden.
Über den Chalcedon schrieb sie: "Dieser Stein wächst am Abend, kurz vor dem Sonnenuntergang. Daher besitzt er eine starke Kraft, denn er zieht seine Wärme aus der Luft und weniger aus der Sonne." Für die Anwendung empfahl sie den Chalcedon möglichst so zu tragen, dass er direkt auf der Haut und auf den Adern lag. So sollte er seine Kräfte am besten auf das Blut weitergeben und Blutkrankheiten abwenden...
Ohne Jähzorn zum Rednertalent
Hildegard von Bingen sah im Chalcedon einen Stein mit vielfältigen Fähigkeiten, so sollte er beispielsweise den Jähzorn vertreiben, der in so vielen Menschen steckte. Sanftmütige Geduld und innere Ruhe waren schon damals ein erstrebenswertes Gut.
Um seine rhetorischen Fähigkeiten optimal zu entfalten, reichte es nach ihrer Meinung aus, den Heilstein vor einer Rede einfach nur anzuhauchen. Allerdings wenn ein Redner ganz sicher sein wollte, dass seine Rede tatsächlich erfolgreich verlief, musste der Heilstein abgeleckt werden. Denn im feuchten Zustand sollte seine Wirkung effektiver sein. Ob die findige Äbtissin hier nur antike Quellen zitierte oder auch eigene Erfahrungen mit diesen Methoden gesammelt hatte, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei belegen.
Welche Sternzeichen profitieren vom Chalcedon?
Jedem Sternzeichen werden bestimmte Heilsteine zugeordnet, die besonders hilfreich sein sollen. Der Chalcedon ist gleich mehreren Sternzeichen verpflichtet.
Chalcedon als "Hauptstein" für den Schützen
Da Schütze-Geborene zu innerer Unruhe neigen, soll ihnen ein Chalcedon mehr Gelassenheit und Ruhe schenken. Für dieses Sternzeichen ist der Chalcedon ein wichtiger Hauptstein, der besonders effektiv wirken soll.
Chalcedon als "Nebenstein"
Bei Wassermann, Zwillinge und Skorpion ist der Chalcedon als Nebenstein beschrieben.
Der Heilstein Chalcedon soll dem geistig unsteten Wassermann mehr Ausgeglichenheit schenken und auch große, nervliche Anspannung beruhigen. Auch die flatterhaften Zwillinge sollen profitieren, indem auch mehr innere Beruhigung und Spiritualität gefördert wird. Skorpion kann in schweren Zeiten eine nötige Zuversicht erhalten, um die Krise besser zu meistern.
Menschen, die unter den genannten Sternzeichen geboren wurden, können den Heilstein Chalcedon auch gut für Meditationen verwenden. Hier soll er eine wärmende Geborgenheit vermitteln.
Chalcedon und die Chakras
Für die einzelnen Energiezentren des Körpers, die sogenannten Chakras, sind bei therapeutischen Behandlungen, Heilsteine immer eine passende Ergänzung. Die Varietäten des Chalcedons bringen unterschiedliche Wirkungsweisen mit, sodass verschiedene Energiezentren profitieren können.
So entfaltet beispielsweise der blaue Heilstein seine stärkste Kraft auf dem Hals-Chakra, in bestimmten Situationen kann er jedoch auch auf dem Stirn-Chakra (Dritten Auge) angewendet werden. Grüne Chalcedone eignen sich auch für das Herz-Chakra, während gelbe und orangefarbene Exemplare ebenso auf dem Nabel-Chakra (Solarplexus) getragen werden können.
Wer möchte, kann den Chalcedon mit einem Bergkristall noch verstärken. Steine mit einer starken Eigenwirkung, wie beispielsweise der Azurit, sind als Kombination jedoch nicht zu empfehlen. Sie könnten sich gegenseitig behindern.
Entladen und reinigen
Es reicht aus, den Heilstein Chalcedon einmal im Monat unter fließendem, lauwarmem Wasser zu entladen und ihn mithilfe eines Bergkristalls wieder aufzuladen. Chalcedon-Perlenketten sollte man besser über Nacht mit Hämatit-Trommelsteinen entladen, damit durch das Wasser das Perlgarn nicht unansehnlich und auf Dauer beschädigt wird.
Die bekanntesten Varianten des Chalcedons
Onyx als Schutz- und Heilstein
Ein eleganter, aber immer etwas geheimnisvoller Schmuckstein, ist der schwarze Chalcedon, der Onyx genannt wird. Dabei stammt das Wort "Onyx" aus der altgriechischen Sprache und bedeutet übersetzt "Fingernagel". Aufgrund seiner angeblich positiven Wirkung auf Haut, Haare und Nägel genoss der schwarze Chalcedon schon in der Antike einen guten Ruf und zählte zu den wichtigsten Heil- und Schutzsteinen dieser Zeit.
Besonders im Mittelalter und danach, der Hochzeit der Hexenverfolgungen, sollte der schwarze Onyx vor schwarzer Magie und dem "bösen Blick" der Hexen schützen.
Da immer wieder auch schwarze Steine mit weißen Einschlüssen auftauchen, die an Augen erinnern, wurde der Onyx lange Zeit als Heilstein für Augenerkrankungen verwendet. Hildegard von Bingen beschrieb den Onyx außerdem als einflussreichen Heilstein für den Magen, das Herz und die Milz.
Die heutige Steinheilkunde empfiehlt Menschen, die mehr Selbstbewusstsein und Stabilität im Leben brauchen, einen Onyx bei sich zu tragen. Dadurch soll die Durchsetzungskraft und ein logisches Denkvermögen gestärkt werden.
Onyx als "Unglücksstein"
Als Grabbeigabe ist der schwarze Stein häufiger zu finden, denn er sollte die Verstorbenen auf ihrer Reise ins Jenseits beschützen. Bei Ausgrabungen alter Gräber in Ägypten, Griechenland und bei den Ureinwohnern Nordamerikas ist Onyx meistens als Beigabe auch mit dabei. Daraus hat sich mit der Zeit auch eine weitere, gegensätzliche Deutung entwickelt. Aufgrund der tiefschwarzen Farbe und der vielen Funde in Gräbern, rückte der Onyx immer mehr in die Nähe der Toten. Lange Zeit galt Onyx deshalb als Sinnbild für Unglück und Tod. Heute jedoch hat sich dieser Ruf weitgehend verflüchtigt und in den Bereich des Aberglaubens zurückgezogen.
Onyx als Schmuckstein
Der Onyx dient inzwischen nicht nur den Damen als passender Schmuckstein für das elegante "Kleine Schwarze", auch als Manschettenknöpfe und Ringe für den Herrn kann der schwarze Chalcedon überzeugen.
Karneol für mehr Energie
Ein roter bis orangefarbene Chalcedon trägt die Bezeichnung "Karneol" und ist die energievollste Chalcedon-Varietät, die zu finden ist. Auch wenn der Ursprung seines Namens bis heute nicht ganz geklärt ist, so zeugen alte Schriften und Funde von einer langen traditionellen Verwendung.
Die heutige Steinheilkunde setzt Karneol für mehr Mut, Tatkraft und charakterliche Stärke ein. Außerdem soll der rot-orangefarbene Heilstein eine gute Laune fördern, die jeder brauchen kann, und mit der man auch überall willkommen ist. Körperlich steht seine erwärmende Wirkung im Vordergrund, die den Kreislauf, die Durchblutung, Verdauung und den gesamten Stoffwechsel anregen soll.
Sarder als "Tröster"
Streng genommen ist der sogenannte "Sarder" ein brauner Karneol, der inzwischen als Bezeichnung immer weniger genutzt wird. In der Antike war ein Chalcedon in orange bis braunen Farbtönen ganz klar ein "Sarder". So entstand sein Synonym "Stein des Feuers". Später (ab dem 12. Jahrhundert) erfolgte dann die Trennung in den rot-orangefarbenen Karneol und den braunen Sarder.
Im Mittelalter kam Sarder sowohl bei Fieber, Gehörlosigkeit und Pusteln auf der Haut, als auch bei schweren Seuchen wie der Pest zum Einsatz. Allerdings ist ein kleiner Stein solchen Widerwärtigkeiten und Katastrophen natürlich nicht gewachsen. Hier gab es aber leider zu dieser Zeit keine anderen, effektiven, medizinischen Hilfsmittel.
Da Hebammen im Mittelalter zugleich auch heilkundige Frauen waren, spielten Heilsteine bei den Behandlungen um Mutter und Kind eine wichtige Rolle. Einige Anwendungsbeispiele zeugen von den klaren Vorstellungen der Heilkundigen, die heute teilweise abenteuerlich anmuten.
Bei Ohrenschmerzen sollte beispielsweise der braune Heilstein zuerst in Wein eingelegt, danach in ein Tuch aus Leinen gewickelt und schließlich auf das betroffene Ohr gelegt werden. Gelbsucht und Fieber konnten angeblich abklingen, wenn man den Sarder in den morgendlichen Urin legte.
Bei Gebärenden, bei denen die Geburt nicht voranging, strich die Hebamme mit dem Sarder zuerst über die Lenden, und anschließend hielt sie den "Geburtshelfer" über das Schambein der werdenden Mutter. Die sogenannten "Wehfrauen" waren davon überzeugt, dass sich nun die "Pforte" für das Kind öffnete und der neue Erdenbürger zur Welt kommen konnte.
Sarder sollte auch dem Menschen außerdem einige Tugenden, wie Aufrichtigkeit, Selbstlosigkeit und mehr Hilfsbereitschaft verleihen und ihn so zu einem besseren Menschen machen. Enttäuschungen konnte man schneller überwinden und angeblich sogar echte von falschen Freunden besser unterscheiden.
Die moderne Steinheilkunde empfiehlt den braunen Chalcedon bei schweren Enttäuschungen, um das Herz zu trösten und zu stärken. Ähnlich wie Karneol soll Sarder ebenfalls die Durchblutung anregen, allerdings ist die Wirkung besonders auf das Herz bezogen. So kann Sarder therapiebegleitend bei Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden.
Chrysopras für das Herz
Neben dem oben erwähnten Sarder, kann auch der grüne Chrysopras bei Kummer eine stärkende Wirkung auf das Herz zeigen. Der Name dieses schönen Heilsteins ist aus den griechischen Wörtern "chrysos" für Gold und "praso" für Lauch zusammengesetzt.
Wie sein Verwandter, der Onyx, so gilt auch der Chrysopras traditionell als effektiver Schutzstein. In der heutigen Steinheilkunde soll er ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln und bei Liebeskummer, sowie Eifersucht helfen. Körperlich wird er für die Entgiftung und Entschlackung empfohlen, was bei Allergien und Hautproblemen lindernd wirkt. Chrysopras sollte man auf dem Herz-Chakra getragen.
Lavendelquarz
Ebenfalls aus der Familie des Chalcedons stammt der schöne Lavendelquarz. Wie sein Name schon deutlich macht, hat er die Farbe von blühendem Lavendel. Auch er gehört zu den Schutzsteinen und soll vor allem werdenden Müttern helfen, die unter besonderen Ängsten leiden. Lavendelquarz kann eine aufmerksame Ruhe und Feinfühligkeit vermitteln, um bereitwillig im Leben immer wieder neu dazuzulernen.
Als Schmuckstück oder Handschmeichler kann man den lavendelfarbenen Chalcedon stets bei sich tragen. Um seine Wirkung zu verstärken, bietet sich für den Lavendelquarz jedoch vorzugsweise das Herz-Chakra an. Körperlich gilt er als nierenstärkend und blutdrucksenkend.
Lilafarbener Chalcedon stammt bis heute hauptsächlich aus China und von der Insel Madagaskar. Lavendelquarz ist wegen seiner attraktiven Farbe besonders beliebt, sodass er als Schmuckstein gerne verwendet wird.
Eine große Familie und ihre Verwendung
Die frühesten Nachweise von einer Bearbeitung und Verwendung des Chalcedons stammen aus der Steinzeit. Funde aus dieser Periode der Menschheit bestätigen, dass hier schon die ersten Werkzeuge oder Waffen (Klingen) aus Chalcedon gefertigt wurden.
Schmuck- und Heilstein
Die Heilsteine aus der Chalcedon-Familie sind in ihrer Formen- und Farbenvielfalt breit aufgestellt, dadurch sind sie auch als reine, dekorative Schmucksteine sehr beliebt. Vor allem der rot-orangefarbene Karneol und der schwarze, geheimnisvolle Onyx spielen in der Schmuckherstellung eine Rolle. Als Kette, Armband oder Anhänger lassen sie sich gut auch über längere Perioden tragen. Andere Chalcedon-Varietäten, wie beispielsweise der grüne Moosachat, der ja bekanntlich ein Chalcedon ist, oder der lauchgrüne Chrysopras, sowie Sardonyx und Dendriten-Chalcedon sind als Schmucksteine noch nicht so bekannt.
Als Heilsteine hat die Familie des Chalcedons ein beachtliches Wirkungsfeld vorzuweisen, sodass die Auswahl schwer fallen kann. Einige von ihnen sollen auch wahre Multitalente sein, weshalb wahrscheinlich am Ende doch der optische Eindruck bei der Wahl des geeigneten Heilsteins siegen wird.
Gebrauchsgegenstände und Architekturelemente
Traditionell fertigte man aus Chalcedon beispielsweise Gemmen, Kameen, Siegelsteine (Zylindersiegel), Cabochons und auch ästhetische Gebrauchs- und Kunstgegenstände. Selbst in der Architektur dienten die vielfarbigen Steine zur Dekoration vieler Innenräume. So existieren Säulen und andere architektonische Zierelemente, sowie Tischplatten, Vasen und Schalen aus großen Chalcedon-Stücken.
Vor Licht und Sonne schützen!
Da sich Chalcedon-Steine gut polieren lassen, kommen sie heute hauptsächlich als attraktive Trommelsteine, Scheiben oder Donuts auf den Markt. Obwohl sie allgemein mit einer Mohshärte von 6,5 bis 7 zu den robusteren Steinen gerechnet werden können, sollten sie doch vor direkter, längerer Sonneneinstrahlung geschützt werden, damit ihre Farben nicht mit der Zeit verblassen. Dies gilt auch für Gebrauchsgegenstände. Deshalb Vasen und Kunstgegenstände, sowie Tischchen aus und mit Chalcedon niemals in die Nähe von hellen, sonnenbeschienenen Fenstern aufstellen!