Smaragd – ein legendäres Grün
Selbst Laien denken beim Anblick eines grünen Schmucksteins sofort an den Edelstein "Smaragd", denn dieser chromhaltige Beryll zählt zu den vier begehrtesten und bekanntesten Edelsteinen auf der ganzen Welt. Alle kennen wohl den blauen Saphir, roten Rubin oder den lupenreinen, durchsichtigen Diamanten... und natürlich den grünen Smaragd, selbst wenn man sich nicht für Schmuck und Edelsteine interessiert. Diese "Big Four" sind weltweit die Klassiker unter den Edelsteinen, sodass man auch außerhalb der Schmuck- und Mineralienwelt ihre charakteristische Farbbezeichnung verwendet. So erscheinen Maler- und Künstlerfarben ebenso wie beispielsweise Textilien, Möbel, Einrichtungsgegenstände und Dekorationen mit der Farbbezeichnung "Diamantweiß", "Smaragdblau", "Rubinrot" oder natürlich "Smaragdgrün" auf dem Markt, die eine ganz besondere farbliche Ausprägung erkennen lassen. Denn Grün ist nicht gleich Grün!
Eine grüne Rarität
Geheimnisvoll schimmernd und immer sehr edel... der Smaragd bezaubert viele mit seinem wundervollen Grün. Aber als Schmuck- und Edelstein in bester Qualität ist dieser Beryll mit seinem begehrten, durchsichtigen Smaragdgrün eher eine Rarität und deshalb dementsprechend teuer.
Als Heilstein kann das Ring-Silikat "Smaragd" jedoch eine lange traditionelle Verwendung vorweisen, denn man kann laut heutiger Steinheilkunde auch weniger hochpreisige Exemplare, mit geringeren optischen Reizen, gut als Heilsteine nutzen.
Die "Mutter aller Edelsteine"
"Smaragdos" lautet die griechische Bezeichnung des grünen Edelsteins, der zum ersten Mal im alten Ägypten vor etwa 3300 Jahren erwähnt wurde. Über 1000 Jahre lang lieferte man die grünen Naturschätze aus den Bergwerken in der Sahara auch nach ganz Europa.
Laut Überlieferungen soll der anspruchslose Edelstein, der unempfindlich in der Handhabe war, das Statussymbol der Pharaonen gewesen sein. Deshalb erhielt der Smaragd in Ägypten wahrscheinlich nicht nur aufgrund seiner Schönheit, die besonders hervorhebende Bezeichnung "Mutter aller Edelsteine".
Ein Heilstein für die Gebrechen der Menschheit
In der Antike war der grüne Edelstein nachweislich als Heilmittel für die Augen in Gebrauch und im Mittelalter sogar für "alle Gebrechen des Menschen" zuständig. Ganz besonders die bekannte Äbtissin "Hildegard von Bingen" beschrieb in ihren Aufzeichnungen die angeblich sehr vielfältigen Heilkräfte des Smaragds.
Tatsächlich war der grüne Edelstein in vielen alten Kulturen Europas als "smaragdos" (grüner Stein) wohlbekannt und auch im Orient (Osmanen, Perser, Mongulreich) eine Edel- und Heilstein-Größe. Im alten Indien nannte man den grünen Beryll "samaraka" und in Persien "zamarrad". Allerdings bleibt bis heute weitgehend ungeklärt, woher die ursprüngliche Bedeutung des Namens "Smaragd" stammt. Ob sie ursprünglich im Westen aus dem griechischen "smaragdos" oder aus dem östlichen "samaraka" oder "zamarrad" entstanden ist, kann heute nicht mehr zweifelsfrei nachgewiesen werden. Seltsamerweise gibt es keine Synonyme für die "Mutter aller Edelsteine".
Smaragd-Handel in der "Neuen Welt"
Im Zuge der Eroberung von Südamerika durch die Spanier im 16. Jahrhundert, erschloss man sich außerdem eine sehr lukrative "Smaragd-Quelle", denn der traditionelle Handel reichte hier von den Fundorten in Kolumbien bis nach Chile und Mexiko. Ab dem Jahre 1573 stammten die Smaragde nicht mehr aus Ägypten, sondern aus der erbeuteten, kolumbianischen Muzo-Mine der südlichen "Neuen Welt". Bis heute liefert Kolumbien etwa 55 % der Smaragde für den Weltmarkt.
Mit Merkur im Schlepptau
Allgemein steht der Smaragd in vielen Kulturen in Verbindung mit dem "Götterboten Merkur", der als Gott der Wege, des Schlafes und Traums der Überbringer göttlicher Botschaften und Inspirationen war. Smaragd sollte hier eine mühelose Kontaktaufnahme gewährleisten, damit in Krisenzeiten praktikable Lösungen für eine Neuorientierung in eine göttlich geführte, erfolgreiche Zukunft weisen konnten.
Smaragd-Entstehung
Der harte Edelstein "Smaragd" kann durch eine "Primäre Bildung" (z. B. Kolumbien), aber auch "Tertiäre Bildung" (z. B. Russland, Österreich) entstehen. Entscheidend waren die lokalen geologischen Bedingungen während der Entstehungsphase (Genese).
Primäre Smaragd-Bildung
Primär entsteht Smaragd als "hydrothermale Bildung" in den Klüften und Spalten von Schwarzschiefer, der einen organischen Ursprung (biogen) besitzt. Man findet diese primär entstandene, grüne Beryll-Varietät vor allem als Adern in grobkörnigen, magmatischen Tiefengesteinen (Pegmatite), wie beispielsweise Granit (Plutonite). Als primäres Mineral findet man Smaragd-Kristalle in Hohlräumen der jeweiligen Gesteine freistehend aufgewachsen.
Tertiäre Smaragd-Bildung
Smaragd kann sich auch tertiär bilden, dann entsteht er in der Kontaktzone von zwei Gesteinen durch Metamorphose (Gesteinsumwandlung), wenn sich der Druck oder auch die Temperatur in der Umgebung entsprechend ändern. Damit sich Smaragde überhaupt bilden können, muss ein Gestein reich an Beryllium und Aluminium sein, während das andere Gestein seinen Chrom-Anteil beisteuern kann.
Dann kann man diesen grünen Beryll fest verwachsen in Metamorphiten wie beispielsweise Gneis oder Glimmerschiefer finden, die als Muttergestein die einzelnen Kristalle umschließen.
Sekundäre Smaragdlager
Sekundär kommen Smaragde als sogenannte "Mineralseifen" in den Sedimenten von Flüssen vor, da Berylle zu den härtesten Edelsteinen gehören, die die Mineralienwelt zu bieten hat. Nach Verwitterungsprozessen löst sich der härtere Smaragd nämlich aus dem umliegenden Muttergestein heraus, das mit der Zeit zerfällt, um danach der Schwerkraft und dem Wasser zu folgen. Wasserläufe und heftige Regengüsse transportieren die edlen Rohsteine schließlich immer weiter in tiefer gelegene Regionen, wo sie sich irgendwann in seichteren Gewässern sedimentär ablagern.
Die Beryll-Merkmale des Smaragds
Als Mitglied der Beryll-Familie gehört auch der Smaragd zur Mineralklasse der Ring-Silikate und ist ebenfalls entsprechend ein Beryllium-Aluminium-Silikat. Berylle haben ein ziemlich reiches Spektrum an Mineralstoffen, die teilweise farbgebend sind und die verschiedenen Varietäten prägen. Beispielsweise enthält der beliebte Aquamarin das Spurenelement "Eisen" (Fe), das für die meergrüne bis blaue Farbe verantwortlich ist. Smaragd hingegen besitzt einen farbgebenden Chrom-Anteil, ohne den es kein charakteristisches Smaragdgrün gäbe.
Smaragd-Farben im grünen Bereich
Wie oben schon beschrieben, entsteht das Grün des Smaragds durch Chromeinlagerungen, die allerdings nicht immer konstant und gleichmäßig verteilt sind. So gibt es neben dem seltenen, hoch geschätzten Smaragdgrün auch eine Vielzahl an Grünnuancen, die von Hell- bis Dunkelgrün, Grau- bis Gelbgrün oder Grasgrün reichen und verunreinigende Fremdstoffe tun zudem noch ihr Übriges. Somit sind klare, smaragdgrüne Kristalle dieses Berylls in einer bestimmten Größe eine wahre Rarität, was die hohen Preise erklärt, die im Handel aufgerufen werden.
Kristallsystem und Erscheinungsform
Da ein Smaragd ebenfalls im "Hexagonalen Kristallsystem" kristallisiert, bildet er wie alle Berylle meistens sechseckige, prismatische oder säulenartige Kristalle, die jedoch häufig von trübenden Einschlüssen durchzogen sind.
Der sogenannte "jardin d'emeraude" oder Smaragd-Jardin zeichnet sich durch pflanzenartige Strukturen und Muster aus, die sich wie verästelte Moosgebilde im Inneren des Edelsteins ausbreiten und an einen kleinen Garten erinnern. Dieser "Smaragd-Garten" ist ein eindeutiges Merkmal für die Echtheit eines Smaragds und meistens nicht wertmindernd.
Bei manchen Smaragden kann durch den geeigneten, fachkundigen Schliff auch "Chatoyance" sichtbar werden. Dieser Katzenaugen-Effekt ist bekannt durch seinen flächenhaften, schmalen Lichtschimmer, der bei einigen Schmuck- und Edelsteinen vorkommen kann.
Die Sondererscheinung "Trapiche-Smaragd"
Er stammt hauptsächlich aus Kolumbien und ist ein kleines Naturkunstwerk, denn seine zentrierte Form erinnert an ein Wagenrad mit smaragdgrün leuchtenden Speichen auf dunkelgrünem Hintergrund oder eine grüne Blüte. Trapiche-Smaragde sind natürlich sehr selten, denn ihre Entstehung benötigt ganz bestimmte Bedingungen für den Wachstumsprozess und passende Einschlüsse, um diese stilisierte sechsblättrige Blüte zu kreieren.
Das spanische Wort "trapiche" bedeutet übrigens "Zucker- oder Olivenmühle" und die daran orientierte "Trapiche-Form" beschreibt einen Walzen-Querschnitt mit Zahnradbesatz.
Bestimmungsmerkmale
Mit einer Mohshärte von 7,5 bis 8 gehört Smaragd zu den härtesten Mineralien auf der Welt, nur Korund (Rubin, Saphir) mit einer Härte von 9 und natürlich der Diamant mit dem Richtwert 10 liegen über den Beryllen. Die Dichte des Smaragds bewegt sich im Bereich von 2,67 bis 2,78 und liegt somit im oberen Bereich der Beryll-Dichte. Seine unvollkommene Spaltbarkeit hinterlässt unebene oder spröde Bruchstellen, die eine kleinmuschelige Oberfläche zeigen.
Trotz seiner teilweise sehr intensiven Grüntöne, ist jedoch die Strichfarbe eines Smaragds immer weiß. Dieses chromhaltige Aluminium-Beryllium-Mineral aus der Beryll-Familie ist nur selten in hoher Qualität durchsichtig klar, meistens zeigen Smaragde durch Verunreinigungen und Einschlüsse eine getrübte, durchscheinende oder ganz undurchsichtige Transparenz mit Glasglanz.
Verwechslungen, Synthesen und Imitationen
Im Rohkristall oder als Trommelstein kann man Smaragd nur schwerlich verwechseln, aber sobald er einen Edelstein-Schliff erhält, wird die Unterscheidung schwieriger. Vor allem Chromdiopsid, grüner Turmalin (Verdelith) oder grüne Granat-Varietäten (z. B. Grossular, Demantoid) können im geschliffenen Zustand einem Smaragd sehr ähnlich sehen. Eine mineralogisch-gemmologische Untersuchung ist hier oft unumgänglich, um eine klare Einordnung vornehmen zu können.
Smaragd in der Schmuckherstellung
Besonders kostbare Exemplare des Smaragds besitzen das leuchtende, charakteristische Grün und eine hohe Klarheit, was sie zu attraktiven Schmuck- und Edelsteinen für individuelle, hochwertige Schmuckkreationen eines Designers oder Goldschmiedes macht. Aber auch die Schmuckindustrie hat Interesse an Smaragden mit optisch hoher Qualität, deshalb sind auf dem Markt inzwischen auch sehr viele synthetische Edelsteine erhältlich, die einen großen Eindruck hinterlassen. Diese Synthesen sind nahezu perfekt, was sie allerdings auch verdächtig macht, denn echte Smaragde sind sehr, sehr selten völlig ohne innere Einschlüsse. Für Unkundige sind industriell hergestellte Beryll-Imitationen ebenso wenig erkennbar, wie künstlich nachbehandelte, echte Smaragde.
Manipulierte Smaragde
Nur wenige Smaragde entsprechen den Schönheitsanforderungen der Schmuckherstellung, deshalb muss Mensch nachhelfen und ist dabei sehr kreativ. Unschöne Rissbildungen im Naturkristall füllt man entweder durch eine Glas-Schmelze auf oder kaschiert sie durch Kunststoff-, Öl- oder Wachsbehandlungen. Dadurch steigert sich natürlich der optische Reiz enorm.
Kompositsteine
Neben den behandelten Exemplaren, sind auch günstige Kompositsteine des Smaragds keine Seltenheit auf dem Markt. Diese zeichnen sich durch eine dünne Edelsteinschicht auf einer lichtdurchlässigen Unterlage (z. B. Glas) aus und lassen sich als sogenannte "Dublette" nur von der Seite klar erkennen. Sie sind optisch sehr ansprechend und günstig, sodass sie im preiswerteren Schmuckbereich durchaus Sinn machen. Außerdem existieren zusätzlich auch noch "Tripletten" mit drei verklebten Schichten und Imitationen aus Glas und gefärbtem Achat.
Schlussendlich können nur Fachleute die verschiedenen Kompositsteine (Dublette, Triplette) und manipulierten Smaragde sowie die wahrhaft sehr guten Smaragd-Synthesen erkennen und einordnen.
Anmerkung:
Natürlich kann man diese ausgesprochenen Schmucksteine nicht als Heilsteine nutzen. Sie sind einzig für dekorative Zwecke geeignet.