Der 15 Millionen Jahre alte Moldavit
Dieser Heilstein ist das Ergebnis eines gigantischen, kosmischen Ereignisses, bei dem ungeheure Energien freigesetzt wurden. Das heutige "Nördliche Ries" zeugt von einem Meteoriten-Einschlag vor etwa 15 Millionen Jahren, der alles im Umkreis einiger Kilometer veränderte.
Wie ist Moldavit entstanden?
Ein Meteorit-Brocken mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer, schlug damals mit einer errechneten Geschwindigkeit von rund 70.000 Stunden-Kilometern im einstens lang gestreckten Jura-Gebirge ein. Im heutigen Süden Deutschlands gelegen, trennte fortan ein Krater mit einem Durchmesser von 25 Kilometern und einer Tiefe von 4 Kilometern die Schwäbische von der Fränkischen Alb.
Extreme Druck- und Hitzebedingungen
Die dabei freiwerdenden Energien erzeugten eine Explosion mit der Kraft von unvorstellbaren 250.000 Atombomben, bei der sowohl das außerirdische, als auch das getroffene, irdische Gestein augenblicklich verdampfte. Während durch die Explosion eingeschmolzene Gesteinstropfen weit herausgeschleudert durch die Luft flogen, kühlten diese Plasmaspritzer schnell ab und erstarrten zu aerodynamisch geformten, kleinen Glaskörpern.
Bei einer "Amorphen Mineralbildung" bleibt keine Zeit, um ein Kristallgefüge zu bilden, so zählt der Tektit "Moldavit" ebenso wie beispielsweise Vulkanglas oder Opal zu den amorphen Mineralien.
Moldavit aus der Moldau-Region
Ganze 400 Kilometer vom Ursprungsgebiet entfernt, fielen die kleinen Glasgeschosse schließlich wieder in der heutigen, oberen Moldau-Region in Tschechien wie gläserne Regentropfen auf die Erde zurück. Eingebettet in Sedimentgestein sind sie so zu einem lokalen Fundobjekt geworden, das der Wissenschaft einiges über die geologische Entstehung und Entwicklung der heutigen, lokalen Erdoberfläche berichten kann.
Inzwischen baut man Moldavit zwar professionell in den entsprechenden Sandgruben ab, da er aber ein seltener Fund bleibt, sind die aufgerufenen Preise auf dem Markt alles andere als günstig. Ein Richtwert besagt, dass pro Tonne sandigem Abraum nur ein einziges Moldavit-Exemplar vorkommt. Dabei sind die rundlichen bis tropfenförmigen Glaskörper mit ihrer oft splitterigen oder begehrteren, rau vernarbten Oberfläche oft nicht schwerer als 20 Gramm. Ganze 265,5 Gramm wiegt allerdings der größte Moldavit, der bisher gefunden wurde.
Erkennungs- und Bestimmungsmerkmale
Ihre Entstehungsgeschichte unterscheidet außerirdisch initiiert entstandene Tektite (Silikat-Gläser) deutlich von vulkanischen, irdischen Gläsern, wie beispielsweise Obsidian. Letztere weisen im Gegensatz zu Tektiten einen höheren Wassergehalt auf. Aber auch die Zusammensetzung der einzelnen, tertiär entstandenen Tektite variiert und gibt so Aufschluss darüber, wo der Ursprungsort gewesen sein muss, der wie das Beispiel des Moldavits beweist, hunderte Kilometer weit entfernt vom Fundort sein kann.
Die Moldavit-Bestandteile
Moldavit gehört zu den Silikat-Gläsern, die vor allem aus bis zu 80% Silicium-Dioxid und etwa 10% Aluminium-Oxid bestehen. Bei den Exemplaren aus der Moldau-Region kommen außerdem um die 3 % Calcium-Oxid und je 2 % Kalium-, Eisen- und Magnesium-Oxid hinzu. Die Natrium-, Mangan- und Titan-Oxide erreichen je maximal ein Prozent. Aussagekräftig sind auch geringe Spuren von Barium und Strontium, die in einer Spurenelement-Analyse für die Abgrenzung des meist grünen Moldavits von anderen grünen Tektiten maßgeblich sein können.
Tektit- und Moldavit-Merkmale
Die Mohshärte aller Tektite liegt bei 5,5 und die Strichfarbe ist ebenfalls typischerweise immer weiß. Glasgesteine besitzen allesamt keine Spaltbarkeit und zeigen einen muscheligen Bruch, der an künstliche Glasscherben erinnert. Alle Tektite zeichnen sich deshalb auch durch den charakteristischen Glasglanz aus.
Moldavit mit "Edelstein"-Qualität
Bei der Dichte liegt Moldavit mit 2,32 bis 2,38 innerhalb der Möglichkeiten aller Tektite, deren Werte von 2,27 bis 2,52 reichen können. Während die meisten Tektite eine durchscheinende bis undurchsichtige Transparenz zeigen, können besonders hohe Qualitäten des grünen Moldavits auch durchsichtig sein. Diese flaschengrünen Seltenheiten erreichen mit ihrer durchsichtigen Transparenz, trotz einer geringeren Härte, die Güte eines begehrten Edelsteins, die natürlich ihren Preis hat. In Sammlerkreisen sind vor allem rau vernarbte Exemplare gefragt, die nicht durch splittrige, muschelige Bruchstellen an Glasscherben erinnern.
Verwechslungen und Fälschungen
Tektite sind sich natürlich vom Erscheinungsbild am ähnlichsten, sodass man grüne bis braune Exemplare häufig verwechseln kann. Die meisten besitzen eine rau-narbige Oberfläche, nur "Bediasit" ist gleichmäßig abgerundet und "Javait" zeigt tiefe Furchen. "Philippinit" und "Indochinit" sind außerdem an der Oberfläche ziemlich korrodiert.
Während rundlicher "Australit" und tropfenförmiger "Thailandit" meistens dunkelbraun bis schwarz daherkommen, hat beispielsweise "Georgianit" oft ein helles Olivgrün zu bieten, das deutlich an Moldavit erinnert. "Queenstownit" (Darwin-Glas) hingegen ist häufig eher weiß und besitzt winzige Gaseinschlüsse, die die Assoziation von erstarrtem Schaum zulassen. Aber in vielen Fällen geht es nicht ohne fachkundige Analyse. Vor allem die Spurenelement-Analyse kann bis ins Detail gehen und strittige, grüne Exemplare deutlich zuordnen.
Als Imitationen sind bevorzugt Glassteine aus grünem Flaschenglas im Umlauf, die bei geschliffenen Schmucksteinen ebenfalls nur durch eine mineralogisch-gemmologische Untersuchung klar zu erkennen sind.