Kalkoolith zeigt Kügelchen
Charakteristisch für das Mitglied der Carbonate ist seine auffällige Kügelchen-Struktur. Wie kleine Fischeier liegen sie oft dicht beieinander, sodass sich die Bezeichnung "Rogenstein" oder nach dem lateinischen Wort "piscis" für Fisch auch "Pisolith" schnell eingebürgert hat. Da Kalkoolith hauptsächlich aus Calcit, Dolomit oder Aragonit besteht, haben sich unterschiedliche Begriffe etabliert.
Synonyme und Varietäten
Erstmals erwähnt hat Hildegard von Bingen einen Stein unter dem Namen "Margarita", dessen Erscheinungsbild durch viele aneinander lagernde Kügelchen den heutigen Kalkoolith beschreiben. Je nach Größe der Kügelchen sind anschließend die Bezeichnungen "Rogenstein", "Linsen"-, "Mohnsamen"- und "Erbsenstein" entstanden.
Der Begriff "Oolith" vom altgriechischen "oon" für Ei und "lithos" für Stein musste jedoch klarer definiert werden, denn es gibt auch Oolith ("Eierstein") aus Eisenoxid. So entstand der passende Name "Kalk-Oolith", der auf die Kalk-Herkunft verweist.
Weitere Synonyme sind Ammites, Cenchrites, Cenchris, Phacites, Sprudelstein und Schalenkalk.
Wie ist Kalkoolith entstanden?
Die Voraussetzung für die sekundäre Entstehung dieses Steins ist Wasser, das mit gelöstem Kalk übersättigt ist. Wenn nun die Schwebeteilchen im bewegten Kalkwasser langsam von den ausfallenden Kalkpartikeln ummantelt werden, können sich durch die entstehenden Kalkschalen unterschiedlich große, reine Kalkperlen bilden.
Die sogenannten "Ooide", bzw. "Sphärolithe" (vom griechischen "sfaíra" = Kugel) sinken ab einer bestimmten Größe und Schwere auf den Boden der Flüssigkeit, um dort schließlich auf dem vorhandenen Untergrund zu sedimentieren. Dabei entstehen Mineralperlen in Hirse- bis Erbsengröße von 1 bis 5 Millimetern Durchmesser, die durch sandiges oder toniges Material verkittet sind.
Unterschiedliche Kristallsysteme
Je nach "Ausgangsstoffen" kann Kalkoolith rhombisch oder aber auch trigonal auskristallisieren. Der sogenannte "Erbsenstein" bildet dabei entsprechend große Perlen aus rhombisch entstandenem Aragonit.
Bestehen die Kügelchen allerdings aus Calcit oder Dolomit, sind sie kleiner und flächendeckender. Dann erinnern sie an Fischgelege und tragen die Bezeichnung "Rogenstein". Wenn bei der Sedimentation der Kalkgebilde eine "Dolomitisierung" stattgefunden hat, wurde etwa 50% des Calciums durch Magnesium ersetzt. "Calcit-Kalkoolith" und "Dolomit-Kalkoolith" zeigen eine charakteristische trigonale Kristallstruktur.
Vorkommen und Verwendung von Kalkoolith
Erbsensteine gibt es beispielsweise in der Region um den Kurort "Karlsbad" im Westen Tschechiens. Rogensteine kommen unter anderem im Bereich des deutschen Mittelgebirges "Harz" vor.
Allgemein kann man besondere Kalkoolith-Vorkommen in Deutschland auch in der "Eifel" und im "Kraichgau" finden. Weitere Länder sind Frankreich, Spanien, Italien, die Schweiz und Mexiko.
Ein attraktiver Schmuck- und Heilstein
Als Rohstein oder polierter Schmuckstein ist Kalkoolith im Handel nicht so häufig zu finden. Für eine therapeutische Anwendung bieten sich alle Exemplare als Heilstein an. Dabei sollte man gebohrte Trommelstein-Anhänger regelmäßig an einem langen Textilband im Bereich des Nabels oder als "Taillen-Kette" direkt auf der Haut tragen.
Rohsteine kann man während einer "Edelstein-Massage" oder Meditation auf den Nabel legen. Da Kalkoolith zu den weicheren Mineralen gehört, muss man ihr sorgfältig behandeln und vor mechanischer Beanspruchung und Kontakt mit härteren Materialien schützten.
Traditionelle Verwendung
Als Amulett- und Schmuckstein ist Kalkoolith schon seit der Steinzeit bekannt. Vielleicht hat man ihn ebenfalls schon früh als Heilstein eingesetzt. Doch erst im Mittelalter ist eine therapeutische Anwendung durch die Äbtissin "Hildegard von Bingen" auch deutlich dokumentiert.
Heilsames Trinkwasser
Mit dem von Hildegard sogenannten "Margarita" stellte sie angeblich heilendes Trinkwasser her (siehe "Edelstein-Wasser" oder "Heilstein-Wasser"), das den Körper reinigen sollte und Schmerzen vertreiben konnte. Dabei stammt der Begriff "margarita" ursprünglich aus der persischen Sprache und bedeutet "Perle". Diese Bezeichnung ist deshalb irreführend, da die Perlmutt-Erzeugnisse von Muscheln ebenfalls diesen Namen trugen und bis heute die wahren "Perlen" sind. Somit kann man nicht mit absoluter Sicherheit belegen, dass Hildegard tatsächlich den heutigen "Kalkoolith" beschreibt. Vielleicht handelte es sich doch um die Perlen einer Muschel, so wie einige Quellen behaupten.
Merkmale und Verwechslungen
Eines der wichtigsten Bestimmungsmerkmale für Mineralien und Gesteine ist die Mohshärte. Kalkoolith hat hier nur eine Härte von 3,5 auf der Mohs-Skala vorzuweisen. Damit ist er empfindlich und handelt sich leicht Kratzspuren ein. Also ist er kein wirklich guter Kandidat für beanspruchte Fingerringe. Seine Dichte liegt bei 2,7 bis 2,9.
Strichfarbe, Glanz und Transparenz
Im Rohzustand ist Kalkoolith weiß bis grau, gelblich oder rotbraun bis braun und matt. Nur die Oberfläche der Kügelchen kann einen Wachsglanz entwickeln. Farbgebend sind Verunreinigungen durch Eisen. Dementsprechend ist die Strichfarbe weiß bis bräunlich. Mit einer undurchsichtigen Transparenz kann er, als polierter Trommelstein, trotzdem einen weichen, wachsähnlichen Glanz zeigen. Kalkoolith lässt sich nicht spalten und seine Bruchstellen sind uneben.
Sandstein-Eisen-Oolith und Jaspis
So heißen die Kandidaten, mit denen man Kalkoolith verwechseln kann. Allerdings nur im polierten Zustand. Beide zeichnen sich durch eine höhere Mohshärte aus, die schnell ermittelt ist. Dabei hat Sandstein-Eisen-Oolith die Härte 5 bis 5,5 und Jaspis von 6,5 bis 7 vorzuweisen.