Gipsrosette oder Barytrose?
Die unregelmäßigen Formen der Kristallgebilde von Sandrosen bestehen meistens aus unzähligen Sandkörnern, die je nach Entstehungsort in Gips oder Schwerspat (Baryt) gebettet sind. So zeigen die wetterempfindlichen Gipsrosetten fragilere Oberflächen, die man auch vorsichtiger behandeln muss, als die robusten Barytrosen. Beide entstehen sekundär in einer Sandumgebung bei hoher Sonneneinstrahlung und Hitze.
In der Steinheilkunde spielen jedoch hauptsächlich die sandhaltigen Gipsrosen-Formen eine Rolle. Auch wenn Baryt für sich genommen beeindruckende Wirkungen zeigen soll, so gehört er trotzdem noch nicht zu den bekannten und gebräuchlichen Heilsteinen.
Wasserlösliche Gipsrosen
Heiße, trockene Wüstengebiete (Salz- und Sandwüsten) sind die Entstehungs- und Fundorte von Gipsrosen. Außergewöhnlich große Sandrosen birgt die Salzwüste im Süden Tunesiens. In einer Tiefe von teilweise 50 Metern kann man Exemplare von bis zu 6 Tonnen finden.
Entstehung der fragilen Strukturen
Beim Verdampfen der ehemaligen Salzseen bilden sich feinkörnige Salzgesteine mit teilweise papierdünnen Schichten, die auf der Oberfläche Rosettenformen und einem Labyrinth ähnliche Gebilde entstehen lassen. Besonders die Sandrosen aus der Sahara, die keine bevorzugte Richtung beim Wachstum zeigen, sind auf dem Markt vertreten. Sie wirken wie ein wirrer Haufen aus dünnen Blättchen, die in alle Richtungen stehen und eine unregelmäßige Gerüst-Struktur bilden. Die kugelförmigen Sandrosen aus Mexiko wiederum können auch ineinander verwachsen sein und wie Eiskugeln aneinander "kleben".
Sandrose mit Gips-Merkmalen
Die sekundär gebildeten Gipsrosetten sind eine zerbrechliche Varietät des wasserhaltigen Calcium-Sulfats "Gips", das in seiner reinen Form farblos ist. Erst Verunreinigungen bringen farblichen Akzente ins Spiel, sodass weiße, graue, rötliche bis bräunliche Varietäten mit Glasglanz entstehen.
Gips kristallisiert im "Monoklinen Kristallsystem" und kann sehr unterschiedliche Erscheinungsbilder zeigen. Große, prismatische (Selenit) oder flach-tafelige (Marienglas) Kristalle kommen in der Steinheilkunde ebenso zum Einsatz, wie derber, körniger Alabaster und die hier thematisierte rosetten-blätterige Sandrose.
Bestimmungsmerkmale
Schon die sehr niedere Mohshärte von 1,5 bis 2 und eine hervorragenden Spaltbarkeit beweisen, wie zerbrechlich Gips im Allgemeinen und seine Sandrose im Besonderen ist. Die Transparenz reicht von durchsichtigen Kristallen (Selenit) bis hin zu durchscheinenden oder undurchsichtigen Aggregaten (Alabaster). Gips hat eine Dichte von 2,3 bis 2,33 und zeigt eine weiße Strichfarbe.
Die Lagerung von Gipsrosetten
Ob unregelmäßig oder kugelig gewachsen, alle Gipsrosen muss man vor dauerhafter Feuchtigkeit schützten und an einem sicheren Ort aufbewahren. Vitrinen oder dekorative Glasglocken verhindern außerdem, dass sich mit der Zeit Staub zwischen den dünnen Schichten ansammeln kann, der nur schwer wieder zu entfernen ist, ohne die zerbrechlichen Gipsblättchen zu verletzen. Ein feiner, langhaariger und weicher Pinsel kann notfalls zu einer vorsichtigen Reinigung dienen.
Wasserunlösliche Barytrosen
Wie oben schon erwähnt, gibt es auch witterungsbeständige Sandrosen, die keinen Gips-Ursprung haben. Dazu gehören die deutschen Sandrosen-Funde, die als "verquarzte" Minerale keine Feuchtigkeit fürchten müssen. Die rosetten-blättrigen Barytrosen aus Deutschland sind nämlich wasserunlöslich und dadurch "outdoor-tauglich". Bedeutende Sandrosen-Exemplare, wie beispielsweise die "Rockenberger Sandrose" in Hessen, zeigen beeindruckend deutlich die optisch eher zerbrechlich wirkenden Details der harten Quarz-Oberfläche.
Barium als Voraussetzung
Barytrosen entstehen, wenn im Sandboden des Entstehungsortes genug Barium vorhanden ist. Während der Bildung von Kalkgesteinen sowie sandigen Ton- und Sandsteinen können sich sekundär auch Barytrosen in den Klüften der Gesteine ausbilden. Nach einer sogenannten "Pseudomorphose", bei der Quarz (Sandkörner) mit der Zeit die vorgegebene Struktur der Barytrose übernimmt, entsteht schließlich ein witterungsbeständiges Gestein.
Im Sandrosen-Museum Büdingen kann man Funde aus Sandgruben in der Wetterau bewundern, die einen hohen ästhetischen Wert besitzen. Auch die Sandgrube Rockenberg bei Butzbach in Hessen hat wahre "Rosenschönheiten" zu bieten.
Die Rockenberger Sandrose
Sandrosen können je nach Fundstelle und Entstehung über 25 Millionen Jahre alt sein. So soll das besonders große Exponat am Eingang des Mineralogischen Museums in Marburg beispielsweise vor mindestens 26 Millionen Jahren entstanden sein und es ist mit seinen fast zwei Metern Höhe sowie über vier Tonnen Gewicht wahrlich nicht zu übersehen.
"Wüstenrose" hinter Gittern
Die Rockenberger Sandrose ist ein imposantes Beispiel für wetterbeständige Barytrosen, die in Deutschland in Sandgruben immer wieder auftauchen. Inzwischen schützt jedoch ein Metallzaun diese Rarität unter den Sandrosen, damit sich Besucher nicht weiterhin bedienen und ein Stück als Andenken mitnehmen.
Die riesige Sandrose stammt aus einer Sandgrube der Umgebung "Münzenberg bei Rockenberg" und ist somit ein einheimischer Fund aus Mittelhessen. Im Jahre 1994 konnte man das mineralische Exponat bei der Oberhessenschau erstmals besichtigen. Heute thront die seltene "Hessische Sandrose" eingezäunt vor dem Museumseingang unter freiem Himmel, denn Wettereinflüsse können ihr nichts anhaben.
Wüstenklima in Hessen
Die "Verquarzung" der hessischen Sandrose reicht bis ganz nach Innen und sorgt dafür, dass ein durch und durch stabiles Gestein entstehen konnte, selbst wenn die Oberfläche optisch einen fragileren Eindruck hinterlässt. Da diese rosettenförmigen Gesteine in Gebieten mit Wüstenklima entstanden sind, nennt man sie auch "Wüstenrosen".
So gehört auch die "Rockenberger Sandrose" zu diesen Wüstenrosen, denn vor 26 Millionen Jahren war Mittelhessen eine reine Wüstenlandschaft mit den entsprechenden, klimatischen Bedingungen.
Wasser, Schwerspat und Sand
Durch kapillare Kräfte wurde das vorhandene Wasser aus den Tiefen des Wüstenbodens in Richtung Erdoberfläche gesaugt, sodass sich der darin gelöste Schwerspat (Baryt) anschließend abscheiden konnte. Dabei bildeten sich zuerst die typischen Rosettenformen, die mit der Zeit durch Sandkörner ersetzt wurden. Diese sogenannte "Pseudomorphose" führte schließlich zu der bekannten, stabilen Gesteinsstruktur, wobei das Ursprungsmaterial "Schwerspat" formgebend war. Im Laufe der Jahrmillionen übernahm jedoch Quarz (Sand) diese vorgegebene Struktur Stück für Stück, sodass zwar das äußere, zerbrechliche Erscheinungsbild erhalten blieb, aber die harten Eigenschaften eines Quarzminerals zurückblieben. Diese Wüstenrosen sind nicht wasserlöslich und brauchen deshalb Regengüsse nicht zu fürchten.