Der seltene Edelstein "Phenakit"
Er erfüllt alle Kriterien für einen wertvollen Edelstein, und doch ist dieses Beryllium-Silikat weitgehend unbekannt. Nur die Sammlergemeinde weiss dieses besondere Mineral zu schätzen. Manchmal taucht Phenakit auch als geschliffener Edelstein in der Schmuckherstellung auf, aber als Schmuck- und vor allem Heilstein ist er nicht wirklich etabliert. Wenn man sich jedoch die Merkmale des Phenakit betrachtet, fragt man sich, warum dies wohl so ist.
Bestimmungsmerkmale des Phenakits
Mit einer Mohshärte von 7,5 bis 8 und einer durchsichtigen Transparenz erfüllt der seltene Phenakit die wichtigsten Edelstein-Merkmale. Seine Dichte liegt bei 2,95 bis 3,0 und die Stichfarbe ist weiß. Eine gute Spaltbarkeit hinterlässt eine muschelige Bruchstelle. Phenakit zeigt in geschliffener und polierter Form Glas- bis Fettglanz.
Verwechslungen und Erkennungsmerkmale
Ein klarer, farbloser Phenakit ist oberflächlich betrachtet dem klaren Quarz "Bergkristall" sehr ähnlich. Durch die Querstreifung seiner Prismen gibt sich ein Bergkristall jedoch leicht zu erkennen. Schwieriger zu unterscheiden sind jedoch beispielsweise geschliffener Topas (Insel-Silikat), Beryll (Ring-Silikat), Beryllonit (seltenes Phosphat) oder Danburit (Gerüst-Silikat), hier muss oft eine gemmologische Untersuchung Klarheit schaffen.
Unbeständige Färbung
Ein Manko dieses Edelsteins dürfte wohl seine Farbe sein, die sich nämlich, falls vorhanden, unter Lichteinfluss mit der Zeit verflüchtigt. So können attraktive gelbliche, bräunliche, grün-bläuliche und rosa Töne leider leicht verblassen, was bei Edelsteinen natürlich ziemlich unerwünscht ist. Selten möchte man Schmuck erwerben, um ihn ausschließlich in den Safe zu legen.
Wie ist Phenakit entstanden?
Phenakit kann auf drei verschiedene Arten entstehen, sodass man ihn sowohl in Pegmatiten als auch in Metamorphiten und Greisen finden kann. Letztere sind ihrerseits aus kristallinen Gesteinen wie Glimmerschiefer und Gneisen entstanden.
Magmatische, hydrothermale und metamorphe Einflüsse
Während der Bildung von granitischen Pegmatiten mit Beryllium-Gehalt kann sich als "Nebenprodukt" auch das Beryllium-Silikat "Phenakit" bilden. Es entsteht gegen Ende einer sogenannten "liquid-magmatischen Restkristallisation".
Eine weitere Phenakit-Bildung ist möglich, wenn bei der Reaktion des vorhandenen Nebengesteins mit dem aufsteigenden Magma vorzugsweise Kalk durch das granitische Magma verdrängt wird. So kann man Phenakit ebenso in metamorphen Gesteinen wie Glimmerschiefer finden.
Die dritte Möglichkeit ist eine hydrothermale Umwandlung des zuvor entstandenen Berylls in Greisen, die sich wiederum zuvor in einer Metasomatose aus kristallinen Gesteinen bilden konnten.
Wichtige Vorkommen des Phenakits
Besonders große Kristallfunde von bis zu 25 cm Länge kennt man aus Norwegen, danach kommen die etwa 10 cm langen Exemplare aus Brasilien. Erwähnenswert sind außerdem die attraktiven Phenakite mit Katzenaugen-Effekt aus Sri Lanka.
Die europäischen Länder Schweden, Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich und Deutschland besitzen zwei bis drei Phenakit-Fundorte, ebenso wie Kanada und die Vereinigten Staaten. Die Länder Namibia, Madagaskar und Russland (Typlokalität ist eine russische Smaragd-Mine) können ebenfalls mindestens ein wichtiges Gebiet vorweisen, an dem man diesen seltenen Edel- und Heilstein finden kann.
Kristallsystem und Erscheinungsformen
Phenakit kristallisiert im "Trigonalen Kristallsystem" und bildet flächenreiche, kurzprismatische Rhomboeder-Kristalle. Eine vertikale Prismen-Teilung der tafeligen Kristalle, deren Gestalt oft linsenförmig sein kann, ist dabei charakteristisch. Allerdings bildet Phenakit ebenso körnige und radial-strahlige Mineral-Aggregate.
Verwachsene Kristalle
Meistens findet man Phenakit als Einzelkristall (Brasilien, Madagaskar), aber auch eine sogenannte Zwillingsbildung kommt vor, bei der extrem selten zwei Kristalle eng miteinander verwachsen sind. Da Phenakit auch mit anderen Mineralien in Paragenese auftritt, sind ebenso attraktive Verwachsungen und Kristall-Stufen auf dem Markt erhältlich. Typischerweise taucht er zusammen mit Fluorit, Topas, Beryll, Chrysoberyll, Apatit, Quarz oder Muskovit auf.
Eine veränderte Lichtbrechung
Normalerweise ist Phenakit farblos und durchsichtig, allerdings kann sich dies ändern, wenn Kristall-Verwachsungen, Baufehler im Kristallgitter oder stoffliche Verunreinigungen ins Spiel kommen.
Polykristalline Ausbildung und Baufehler
Wenn Phenakit aus vielen, kleinen "Kristalliten" (Einzelkristallen) besteht, die fest miteinander zu einem sogenannten "Polykristall" verwachsen sind, bricht sich das Licht natürlich anders, als bei einem einzelnen Kristall. An den Kristall-Grenzen der oft unterschiedlich großen Kristallite bricht sich das Licht vielfach, sodass die eigentlich farblosen, durchsichtigen Einzelkristalle plötzlich weiß erscheinen. Das gleiche gilt, wenn im Kristallgitter Baufehler auftreten, auch hier zeigt das Mineral durch optische Lichtbrechungen eine weiße Farbe.
Stoffliche Verunreinigungen
Phenakit macht hier keine Ausnahme, wie bei anderen farblosen Mineralien, erhält auch er durch Fremdstoff-Einlagerungen eine farbliche Prägung. Je nach verunreinigender Fremdatome, die sich im Kristallgitter festsetzen, kann beispielsweise ein gelblicher, brauner, grünlich-blauer, grauer oder rötlicher Farbeindruck entstehen. Darunter leidet natürlich die glasklare Transparenz.