Hyazinth - der Zirkon des Altertums?
Die Bezeichnung "Hyazinth" ist schon seit der Antike bekannt und war gebräuchlich für blau bis violette Minerale. Dabei bedeutet das griechische "hyakinthos" eigentlich "Jüngling" und bezeichnet eine Blume, die nach der Mythologie aus dem Blut des gleichnamigen Jünglings "Hyakinthos" entstanden ist.
Eine Blume mit der Farbe des Himmels
Die Frühlingsblüte "Hyazinthe" stammt ursprünglich aus dem Orient und zeigt neben Blau-, Violett- und Rottönen auch die Farben Gelb und Weiß. So ist der antike, ursprünglich blau-violette "Hyazinth" höchst wahrscheinlich nicht vergleichbar mit dem heutigen gelblich bis rötlich braunen Zirkon.
Der römische Gelehrte "Plinius der Ältere" beschreibt in seinem Werk "Naturalis Historia" einen Stein, der den "Namen einer Blume" trägt und die "Farbe des Himmels" hat. Diese Aussagen verweisen eher auf die Mineralien Aquamarin, Türkis oder Saphir.
Zirkon-Varietäten und "Hyazinth"
Inzwischen steht der Name "Hyazinth" für eine rötlich braune bis gelbliche Varietät des Zirkons, nachdem man beide einige Zeit für unterschiedliche Minerale gehalten hatte. Die offizielle Mineralien-Bezeichnung "Zirkon" für die heutige Gruppe der Zirkoniumsilikate hielt im Jahre 1789 Einzug. Erst der französische Mineraloge René-Just Haüy bestimmte die Kristallformen des Hyazinths und Zirkons genau und fasste sie dementsprechend in eine einzige Mineral-Gruppe unter der Bezeichnung "Zirkon" zusammen.
Die Farben des Zirkons
Zirkone kommen selten in reiner, farbloser Form vor, wie beispielsweise die Varietät "Maturn" oder "Matura-Diamant". Neben der üblichen Braun- bis Rotbraun-Färbung des Hyazinths, zeigen wenige Exemplare, wie "Malacom" auch Violett- bis Blautöne.
Grüner "Beccarit" ist in Edelstein-Qualität eine Rarität und ein sogenannter "unreifer Diamant" bezeichnet einen grauen bis farblosen Zirkon. Ein "unreifer Rubin" wiederum hat entsprechend seines Namens eine rote Farbe, während Zirkone mit Orange- oder Gelbtönen beispielsweise "Melichrysos" heißen. Die verschiedenen Färbungen entstehen durch unterschiedliche Fremdstoffe, die sich während der Entstehung im Kristallgefüge eingelagert haben.
Zirkonia
Ein im Labor gezüchteter farbloser Zirkon trägt die Bezeichnung "Zirkonia", um die Synthese vom Naturprodukt zu unterscheiden. Er ist ein kubisch stabilisierter Einzelkristall und dient oft in Schmuckstücken als Ersatz für teure Diamanten. Da beide optisch schlecht voneinander zu unterscheiden sind, ist die schlechte Wärmeleitfähigkeit des Zirkonias aussagekräftig. Durch gezielte Verunreinigung und Manipulation kann Zirkonia im Grunde fast jede gewünschte Farbe zeigen, was für die Modetrends der Schmuckindustrie sehr gewinnbringend ist.
Verunreinigungen und Radioaktivität
Aufgrund seiner Eigenschaften passt das korrosionsbeständige Übergangsmetall "Hafnium" (Hf) ideal in das strukturelle Gefüge des Zirkons. Deshalb beinhalten nahezu alle Varietäten dieses chemische Element. Außerdem ist der Anteil an Uran (U) und Thorium (Th) von allen Mineralien in Zirkonen am höchsten. In Gesteinen sind sie somit Hauptträger von radioaktiver Strahlung, wobei selbst chemisch reiner Zirkon eine leichte Radioaktivität aufweist.
Wie alt ist ein Zirkon oder Hyazinth?
In der "Geochronologie" kann Zirkon wichtige Informationen über das Alter eines Gesteins liefern, wenn man die Zerfallsrate der radioaktiven Substanzen überprüft. Da auch Hyazinth verwitternden Bedingungen und sogar Metamorphosen trotzen kann, sind seine diesbezüglichen Werte aussagekräftig. Dabei ist das Schwermetall "Blei"(Pb) ein Produkt dieses Zerfalls, sodass ein jeweiliges Verhältnis zwischen Uran und Blei , bzw. Thorium und Blei, Aufschluss über das Alter eines Zirkons gibt.
Australien
Australische Zirkon-Funde weisen daraufhin, dass Zirkone - also auch Hyazinth - zu den ältesten Mineralien der Erde gehören. Die Funde aus den "Jack Hills" Westaustraliens sollen mindestens um die 4,4 Milliarden Jahre alt sein, was auf eine erstaunlich frühe Bildung einer kontinentalen Kruste und davon abgegrenzten Ozeanen hinweist.
Europa
Im Norden Norwegens hat man den bisher ältesten, dokumentierten Zirkon-Kristall in Gneisen gefunden. Er soll 3,69 Milliarden Jahre alt sein.
Außerirdische Zirkone
Selbst in Gesteinsproben unseres Trabanten konnte Zirkon im Alter von mindestens 4,4 Milliarden Jahren nachgewiesen werden. Diese Tatsache lässt Rückschlüsse auf die Entstehung des Mondes auch im Zusammenhang mit der Erde zu. So hat sich der Erstarrungsprozess der Mond-Kruste wohl länger hingezogen, als ursprünglich angenommen.
Weitere mögliche Bestandteile des Hyazinths
Weitere Metalle der sogenannten "Seltenen Erden" sind beispielsweise Yttrium und Cer, die man in Zirkon finden kann. Dazu kommen außerdem Verunreinigungen durch chemische Elemente wie Aluminium, Eisen, Calcium, Phosphor, Niob oder Tantal, sodass sich die ursprüngliche Farblosigkeit des Zirkons auflöst und je nach Bestandteilen farbliche Prägungen auftreten.
Die Merkmale des Hyazinths
Als primär entstandener Zirkon, ist auch Hyazinth liquidmagmatisch, tief in der Erde im "Tetragonalen Kristallsystem" kristallisiert. Dabei hat er sich in Magmatiten, wie beispielsweise Syeniten, Graniten und deren Pegmatiten, tief in der Erde gebildet.
Fundorte von Hyazinth
Obwohl man sie in vulkanischen Auswürfen (Vulkaniten), kristallinen Schiefern und klastischen Sedimenten (Edelstein-Seifen) finden kann, sind Zirkone immer magmatischen Ursprungs. Da Hyazinth wie alle Zirkone sehr resistent auf Metamorphosen und Witterungseinflüsse reagiert, überlebt er diese Prozesse und reichert sich im Geröll von Vulkangesteinen und Sedimenten vermehrt an.
Tetragonale Kristalle
Die kurzen, gedrungenen Prismen des Hyazinths besitzen pyramidenähnliche Endflächen oder Doppelpyramiden mit leicht gebogenen Kanten. Ebenso sind Zwillingsbildungen der Kristalle und stark abgerundete Kristalle möglich.
Meistens in Gesteinen (auch radial-strahlig) eingewachsen und seltener auch aufgewachsen, können die Kristalle eine Größe von bis zu 30 cm erreichen. Dabei erscheinen polykristalline Ausbildungen des Zirkons und Exemplare mit Baufehlern der Gitterstruktur durch eine vielfache Lichtbrechung in der Farbe Weiß, obgleich es sich eigentlich um farblosen Zirkon handelt.
Bei der Zirkon-Varietät "Hyazinth" sorgen jedoch Fremdstoff-Einlagerungen im Kristallgefüge für seine charakteristische Färbungen.
Seifen-Lager
Lose, kieselförmige Körner aus ehemaligen Aggregaten kann man hingegen in sogenannten "Edelstein-Seifen" finden...
nicht zu verwechseln mit den optisch an Edelsteine erinnernden, sehr attraktiven "Edelsteinseifen" als Reinigungsmittel für den Körper :)
Seifen-Lagerstätten bergen eine Anreicherung an Edelsteinen in Geröll- und Sandablagerungen, die sich verhältnismäßig nahe an der Erdoberfläche befinden können, und deshalb für einen Abbau besonders lukrativ sind.
Bestimmungsmerkmale und Verwechslungen
Mit einer Mohshärte von 7,5, gehört Hyazinth zu den harten Edelsteinen, die in ihrer besten Edelstein-Qualität eine durchsichtige Transparenz und Diamantglanz zeigen können. Meistens sind Kristalle und abgerundete Exemplare aber eher trüb und undurchsichtig. Die Dichte liegt maximal bei 4,71 und die Spaltbarkeit ist sehr unvollkommen. Dabei zeigen sich spröde, muschelige Bruchstellen mit Fettglanz. Unabhängig von der Erscheinungsfarbe ist die Strichfarbe eines Zirkons und Hyazinths immer weiß.
Hyazinth kann man optisch beispielsweise mit rotbraunen Granat-Varietäten wie "Hessonit" oder gelbbraunen Turmalinen wie "Dravit" verwechseln. Aufgrund ähnlicher Bestimmungsmerkmale, bedarf es oft einer gemmologischen Untersuchung, um die Minerale sicher zu unterscheiden.