Die handwerkliche Kunst des Diamantenschleifens
Nachdem die Bearbeitung des härtesten natürlichen Minerals der Welt ab dem 13. Jahrhundert möglich war, entstand im 14. Jahrhundert der sogenannte Punktschliff. Das einfache Polieren der achteckigen Kristallflächen erzeugte gleichmäßige Facetten.
Der Tafelschliff – der erste Diamantschliff
Der Tafelschliff aus dem 15. Jahrhundert war der erste weltweit anerkannte Diamantschliff. Aus ihm entstand später der Baguetteschliff und der heute noch beliebte Smaragdschliff (ein achteckiger Stufenschliff mit großer, offener Tafel).
Spitz geschliffene Diamanten (Spitzenschliff) wurden erstmals von den Römern in Europa verbreitet. Weitere Schliffarten, wie der Herz- und Birnenschliff entstanden erst danach.
Die Skaif-Schleifscheibe - eine Revolution in der Steinschleiferei
Nachdem ein flämischer Diamantschleifer die Skaif-Schleifscheibe entwickelt hatte, waren schließlich auch komplexere Diamantschliffe möglich.
Um 1530 wurde der im 19. Jahrhundert beliebte Rosenschliff in Europa eingeführt. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wird der beliebte Marquise-Schliff entwickelt, der speziell für die Marquise de Pompadour entwickelt wurde und durch die Namensgebung gewidmet ist. Als Synonym wird auch die Bezeichnung Navette-Schliff verwendet, da die Ellipsenform mit den spitz zulaufenden Enden an ein Schiff erinnert.
Industrielle Diamantenschleiferei
Die Erfindung der Schleifmaschine revolutioniert am Ende des 19. Jahrhunderts das Diamantenschleifen und die Entdeckung der Diamantvorkommen in Südafrika führen zu einem regelrechten Diamanten-Rausch. Aus der handwerklichen Diamantenschleiferei entwickelte sich schließlich eine gewinnbringende Industrie.
1876 wurde die erste Steinkreissäge mit Diamanten besetzt auf der Weltausstellung in Philadelphia vorgestellt. Ab 1955 wird die Herstellung von künstlichen Diamanten möglich.
Diamanten als Werk- und Hilfstoffe
Heute ist das Feld der Nutzung von Industrie-Diamanten in Handwerk, Wirtschaft und Wissenschaft groß geworden. Diamantspitzen schneiden präzise Glas und andere harten Materialien, Werkzeuge wie Bohrer, Fräsen, Schleifscheiben und Co. erhalten durch Diamantbeschichtungen ihre besondere Effektivität. Polierpasten mit Diamantpulver erreichen perfekt glatte Oberflächen.
Als Werkstoff und Hilfsstoff ist der Diamant inzwischen unersetzlich geworden. Außerdem besitzt der Diamant die höchste Wärmeleitfähigkeit von allen Mineralen.
Die größten Diamant-Vorkommen befinden sich in Russland, Südafrika, Australien, Kanada und Brasilien.
Der Brillantschliff bei Schmucksteinen
Der quadratische oder rechteckige Cushion-Schliff (Kissen- oder Minenschliff) mit seinen abgerundeten Ecken und weichen Konturen gilt als Urform des modernen Brillantschliffs. Im Laufe der Zeit wurden die Alt- und Übergangsschliffarten durch den modernen Brillantschliff ersetzt.
Moderne Fantasieformen sind der Prinzess-Schliff (rechteckiger Brillantschliff), der Ovalschliff und Radiant-Schliff. Die Form bezeichnet das geometrische Erscheinungsbild des Diamanten und die Schliffart entscheidet über die Anzahl der Facetten (flach, polierte Oberflächen) und die Strahlkraft des jeweiligen Edelsteins.
Ein "Brillant" ist immer ein Diamant
Der typische Brillantschliff wurde ca. um 1910 entwickelt. Der Begriff "Brillant" ist immer auf einen echten Diamanten bezogen. Imitationen werden z.B. als "Zirkonia im Brillantschliff" bezeichnet. Der Brillantschliff hat mindestens 32 Facetten um die Tafel im Oberteil, sowie mindestens 24 Facetten im unteren Teil des Edelsteins.
Das kubische Kristallsystem des Diamanten bildet Oktaeder, Tetraeder, Würfel oder Dodekaeder als transparente Kristalle. Bei völliger Reinheit sind die Kristalle klar und farblos. Dann erreichen sie die höchste Qualität eines Brillanten.
Der Diamant - das härteste, natürliche Element
Da der Diamant der härteste (Mohshärte 10), natürlich vorkommende Stoff auf der Erde ist, kann er nur durch seinesgleichen geschliffen werden. Seine Schleifhärte ist beispielsweise 140 mal höher als die des Korunds. Allerdings ist seine Härte je nach Kristallrichtung unterschiedlich (Anisotropie), so dass es möglich wird einen Diamanten mit Diamantpulver zu schleifen (statistische Isotropie). Der Diamanten ist der Härte-Maßstab, an dem alle Minerale gemessen werden.
Die Farben der Diamanten
Durch Verunreinigungen (z.B. Stickstoff oder Bor) und Defekte im Kristallgitter selbst können verschiedene Farben entstehen. Blaue Diamanten entstehen durch Einlagerung von Bor, Aluminium, Sauerstoff, Magnesium oder Eisen. Stickstoff färbt die Edelsteine gelb oder grün und Mangan bringt die beliebten Rosa-Töne hervor.
Die sehr seltenen roten und orangefarbenen Diamanten entstehen wahrscheinlich durch Defekte im Kristallgitter. Weitere Tönungen sind braun, grau und schwarz.
Manipulierte Farbentstehung
Durch Neutronenbestrahlung werden aus hellen, minderwertigen Diamanten künstliche schwarze Schmucksteine hergestellt. Durch intensive Bestrahlung und Wärmebehandlungen entstehen aus "schmutzigen" Diamanten Steine mit einer leuchtenden Blau- oder Grünfärbung.
Vier Hauptkriterien für die Klassifizierung von Diamanten
Die Bewertung der Diamanten-Qualität ist nicht leicht. Sehr viele verschiedene Kriterien spielen hier eine Rolle, die nur Fachleute durchschauen. Die wichtigsten und verständlichsten sind wie bei allen Edelsteinen Größe, Farbe, Reinheit und Schliff.
Allein das Reinheitskriterium ist in 11 Qualitätsgruppen eingeteilt, von lupenrein (fl=flawless) bis Piqué III (pi3=Pikee III) mit ganz deutlich sichtbaren Einschlüssen.
Größe - carat
Die Größe des Edelsteins wird in Karat (carat) angegeben und ist das erste entscheidende Kriterium, ob ein Rohdiamant überhaupt für ein Schleifen geeignet ist. Sehr große Funde wurden und werden je nach Kristallaufbau und Unversehrtheit auch in kleinere Stücke gespaltet, um lukrative Steine daraus herzustellen.
Farbe - color
Das zweite wesentliche Kriterium ist die Färbung. Die Farbe (color) des Steines kann allerdings auch je nach Zeitgeschmack, beziehungsweise Nachfrage künstlich beeinflusst werden (Bestrahlung,Wärmebehandlungen). Besonders wertvoll sind besonders selten natürlich vorkommende Farbvarianten. Rote Diamanten sind noch seltener als blaue und natürliche grüne Steine (auch durch Strahlungsdefekte verursacht) gibt es kaum.
Reinheit - clarity
Die Reinheit (clarity) ist für viele Edelstein- und Schmuckanbieter ganz besonders wichtig. Besonders reine, farblose Steine sind in einer hochwertigen Schmuckherstellung Bedingung. Für die Klassifizierung der Reinheit gibt es strenge Richtlinien.
Schliff - cut
Der Schliff (cut) entscheidet über die Brillanz (Lichtreflexionen), den Glanz und die Farbstreuung des fertigen Schmucksteines. Das Ziel des Diamanten-Schleifers ist die angelegten Qualitäten des Edelsteins durch den geeigneten Schliff besonders zur Geltung zu bringen. Die hohe Lichtbrechung (auch "Feuer" genannt) soll möglichst beeindruckend auf den Betrachter wirken.
Dabei sind nur echte Diamanten mit einem Brillant-Schliff auch Brillanten. Alle anderen Schmuck- und Edelsteine mit diesem Schliff dürfen nicht den Zusatz "Brillant" tragen. So muss ein Diamant-Imitat aus beispielsweise Zirkonia (Zirkonoxid) mit dem typischen Diamant-Schliff immer als "Zirkonia im Brillantschliff" ausgeschrieben sein, damit keine falschen Hoffnungen aufkommen.
Weitere Kriterien für die Bewertung von Diamanten sind Glanz, Lichtstreuung und Lichtbrechung.
Entstehung und Vorkommen von Diamanten
Jeder Edelstein muss sich mit dem König der Edelsteine messen. Seine höchste Mohshärte von 10 ist Richtwert für alle, ebenso seine Transparenz, Reinheit und sein besonderer Glanz. Um all diese Qualitäten zu entwickeln, haben natürliche Diamanten so manches durchgemacht. Wer sich mit ihrer Entstehung beschäftigt, wird feststellen, dass diesbezüglich noch manches im Dunkeln liegt. Der heutige Wissensstand wird sich wohl noch erweitern müssen, um alle Geheimnisse zu lüften. Denn spätestens nach der Entdeckung "außerirdischer Diamanten" gibt es noch viel zu klären.
Neuste astronomische Forschungen zeigen, dass sich irgendwann alle Sterne, somit auch unsere Sonne, in sehr ferner Zukunft in gigantische Diamant-Kristalle verwandeln könnten. Als erloschene sogenannte "Weiße Zwerge" blieben dann nur noch kalte Kristalle übrig, so die Theorie. Doch zuerst die irdische Entstehungsgeschichte!
Tertiäre Bildung des Diamanten
Diamanten in der Größe von Schmucksteinen entstehen im Erdmantel in bis zu 800 Kilometern Tiefe. In Tiefengesteinen (vermutlich Peridotit und Eklogit) bilden sich tertiär aus hexagonalem Kohlenstoff (Graphit) in einer schnellen Metamorphose Diamanten. Ausschlaggebend dafür sind eine enorme Hitze von über 1200, manche sprechen sogar von 2000 Grad Celsius und ein Atmosphären-Druck von mehr als 40 000.
Diamant-fördernde Schlote
Erst durch spätere Vulkanausbrüche kommen Diamanten schließlich an die Erdoberfläche. So erklärt sich, dass die Abbaugebiete für Diamanten direkt in den Schloten erloschener Vulkane liegen. Dabei scheinen einzig gasreiche Magmen mit der Zusammensetzung aus Kimberliten oder seltener auch Lambroiten die wertvollen Diamanten zu enthalten und an die Oberfläche zu transportieren. Dieser Transport geschieht wahrscheinlich in wenigen Stunden, während die finale, eruptive Phase die Edelsteine schließlich in Überschallgeschwindigkeit nach draußen schleudern.
Die einstigen Schlote ermöglichen zuerst einen bequemeren Tagebau, der später immer weiter in die Tiefe reicht. Dabei wird das Muttergestein der Schlot-Füllungen zermahlen, damit sie den viel härteren Diamanten freigeben.
Dieser umfangreiche Abbau findet hauptsächlich in Russland, Angola und Botswana statt.
Diamant-führende Gesteine
Verwittern Gesteine, die aus Eruptionen stammen, werden sie schließlich in leicht transportierbare Steine und Sand verwandelt. Diese lagern sich als Sedimente in Niederungen ab. Bei der Entstehung sedimentärer Lagerstätten bleiben besonders reine Diamanten erhalten. Sedimentgesteine sind somit heute die Hauptfundorte von Diamanten in Edelstein-Qualität.
So liefern beispielsweise einige Schotterfelder von Flusstälern im Landesinneren von Südafrika und Namibia ebenso Diamanten, wie jüngere Schwemmböden an Flussmündungen von Seen und wüstenähnlichen Küstenstreifen am Meer. Selbst im sogenannten "Schelfmeer" im Bereich des flacheren Festland- oder Kontinentalsockels kann man unterhalb der Meeresoberfläche Diamanten finden.
Fundorte des Diamanten
Russland, Kanada, Brasilien und vor allem viele Länder Afrikas besitzen die größten Diamant-Vorkommen der Erde. Allerdings wurden Diamanten inzwischen auf allen Kontinenten entdeckt. Sogar in Deutschland hat man beispielsweise im tiefer liegenden, nördlichen "Ries-Becken" Diamanten gefunden.
Besondere Merkmale des Diamanten
Die schon erwähnte Top-Mohshärte von 10 ist das Haupt-Erkennungsmerkmal eines Diamanten. Alle Imitationen natürlichen Ursprungs können hier nicht mithalten. Auch wenn sie eine makellose Transparenz zeigen, gibt es einige wichtigen stein-typischen Merkmale für eine Unterscheidung. Aber selbst Diamanten haben nicht immer die völlig durchsichtige Qualität zu bieten. Viele sind verunreinigt und deshalb nur noch durchscheinend.
Verwechslungen mit anderen Schmuck- oder Edelsteinen
Zirkon hat beispielsweise eine Mohshärte von 6,5 bis 7,5, gefolgt von Bergkristall mit 7 und Glas (Strass) mit nur 5 bis 5,5 Härte. Vor allem im geschliffenen Zustand ist die Unterscheidung hier oft nur durch eine gemmologische Untersuchung möglich. Dabei kann auch die Dichte des Diamanten von 3,52 aufschlussreich sein, denn beispielsweise Bergkristall besitzt eine niederere Dichte von 2,65. Außerdem zeigt ein Diamant keine Strichfarbe im Gegensatz zum weißen Strich des Bergkristalls. Diamanten lassen sich vollkommen spalten, Bergkristall nur unvollkommen mit muscheligem Bruch und Glasscherben kennt jeder.
Imitationen für Industrie und Schmuckherstellung
Je wertvoller und begehrter ein Edelstein ist, umso häufiger sind auf dem Markt natürlich lukrative Imitationen und Fälschungen zu finden. Für den Diamanten sind viele verschiedenste Varianten im Umlauf.
Industriediamanten
Im Jahre 1953 gelang es erstmals Diamanten synthetisch herzustellen. Inzwischen hat man unterschiedliche Herstellungsverfahren entwickelt und ist in der Forschung noch lange nicht am Ende angekommen. Die geläufigsten Verfahren sind das für Unkundige noch verständliche Hochdruck-Hochtemperatur-Verfahren, das seit dem Jahre 1955 zur Herstellung künstlicher Diamanten verwendet wird.
Die Detonations- und Schockwellensynthese gestalten sich schon schwieriger im Verständnis und erschaffen jeweils Industriediamanten, die ebenso hart wie ihre natürlichen Pendants sind. Industriell hergestellte Diamanten sind wertvolle Roh- und Werkstoffe für die Industrie (Diamant-Pulver für Beschichtungen und Schleif-, bzw. Polierprozesse) und viele Bereiche der Forschung (Nanodiamanten). Diamantpulver aus natürlichen Edelsteinen ist selten im Einsatz, da es dementsprechend teuer ist.
Imitationen für die Schmuckindustrie
Durch komplizierte weitere Verfahren entstehen jedoch nicht nur künstliche Diamanten, deren Aussehen in Farbe, Reinheit und Glanz optimal manipuliert werden kann. Auch diamant-ähnliche Schmucksteine stellt man speziell für die Schmuckindustrie her. Zirkonia ist dabei beispielsweise wohl am bekanntesten und besteht aus Zirkonoxid. Eine weitere Imitation aus YAG steht für Yttriumaluminat. Allerdings auch einfaches Bleiglas imitiert als "Strass" oberflächlich betrachtet perfekt Diamanten in aufwändig gestalteten Schmuckstücken.
Manipulationen von natürlichen Diamanten
Diamanten mit geringerer Qualität sind oft durch Bestrahlung (Kernreaktor) und Brennen farblich aufgehübscht. Dabei lässt sich das genaue farbliche Ergebnis nicht immer perfekt steuern, sodass mehrere Maßnahmen möglich sein können. Eine Laser-Behandlung kann außerdem unerwünschte Einschlüsse entfernen. Rißbildungen sind oft künstlich aufgefüllt und Beschichtungen, sowie verklebte Dubletten sind allgegenwärtig.
Aus all diesen Gründen ist beim Kauf eines teuren Diamanten ein beglaubigtes Zertifikat Pflicht!
Der neuste "Nachruf" besteht aus Diamant
Bei einer sogenannten "Diamant-Bestattung" presst man aus dem Kohlenstoff der Asche von Verstorbenen künstliche Diamanten. Da in Deutschland eine Bestattungspflicht besteht, ist dieses neue Verfahren allerhöchstens geduldet. Die übrigen Bestandteile der Asche müssen ohnehin ordnungsgemäß bestattet werden. Ob sich diese teure Form der Erinnerung an geliebte Verstorbene als Trend durchsetzten kann, bleibt abzuwarten.