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Perlen – die Tränen der Muscheln

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Auf der Suche nach den seltenen Perlen in einigen Muschelarten, riskierten schon früh Perlentaucher ihr Leben. Da diese kleinen Kügelchen als besonderer Schatz galten, war ihr Besitz auch ein Zeichen einer höheren Stellung in der Gemeinschaft. Bis heute gehören Perlen zu den wertvollsten Erzeugnissen der Natur, die ein Mensch besitzen kann. Traditionelle Perlenfischer gab es früher in allen wärmeren Gewässern, in denen Perlmuscheln zu finden sind. Heute jedoch existieren sie nur noch in Japan, Französisch Polynesien und Korea.

Wie entsteht eine Perle?

Die traditionelle Sicht

Perlen entstehen, wenn ein Fremdkörper (z.B. Sandkorn) in die jeweilige Muschel gespült wird und dort verbleibt. Um sich vor dem Eindringling und seinen mitgebrachten Keimen zu schützen, beginnt eine Perlmuschel diese fremde Substanz mit körpereigenem Perlmutt zu umschließen… so wurde die ganze Zeit vermutet.

Die heutige Vermutung

Inzwischen ist diese Sicht jedoch überholt, da sie für die Wissenschaft evolutionär unsinnig erscheint. Ein Lebewesen, das hauptsächlich in einer Sandumgebung existiert, sollte keine Probleme mit Sandkörnern haben, so die Argumentation. Deshalb geht man nun davon aus, dass durch eine Verletzung, sowie Parasitenbefall, Epithelzellen der oberen Hautschicht des Weichtiers tiefer in das Mantelgewebe gelangt sind, wo sie zu einer Zyste führen. Das Baumaterial „Calciumcarbonat“ der Schale lagert sich nun im Inneren der Muschel ab und bildet, umschlossen vom Gewebe des Tiers, eine runde, kugel- oder barockförmige Perle.

Wäre dann eine Perle das Produkt einer „Fehlfunktion“ und hätte keinen förderlichen Sinn für die Muschel? Oder bleibt der schützende Aspekt gegen Keime und Parasiten erhalten?

Der Stoff aus dem die Perlen sind

Wie oben schon erwähnt, bestehen Perlen hauptsächlich aus „Calciumcarbonat“ (80-92%), das in modifiziertem Aragonit primär eine kristalline Struktur bildet. Dieses Material dient normalerweise zur inneren Auskleidung oder Herstellung der äußeren Muschelschale. Hier entstehen Perlmuttschichten aus geschichteten oder gestapelten Aragonit-Plättchen.

Auch bei der Entstehung einer Perle kommt die organische „Mörtel“-Matix zum Einsatz (siehe Perlmutt), die alle Plättchen miteinander „verklebt“. Diese organische Substanz besteht aus verschiedenen Proteinen, vor allem aus dem komplex aufgebautem Conchiolin (Conchin). Durch diese nicht allzu starre „Verkittung“ erhält die Perle eine verhältnismäßig hohe Härte von 3,5 bis 4 auf der Mohs´schen Härteskala. Sie ist härter als Perlmutt, da sie z.B. einen geringeren Wasseranteil aufweist. So zeigen Perlen einen den „Baumringen“ ähnlichen Aufbau und sind relativ stoßfest und bruchsicher.

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Perlen in der Steinheilkunde

Für die therapeutische Aufarbeitung von traumatischen Erlebnissen empfiehlt die Steinheilkunde unter anderem auch Perlen. Als Kette getragen können diese Perlmuttkügelchen helfen Schmerzen, Trauer, Verluste und innere Konflikte zu „erlösen“.

Körperlich sollen Perlen helfen den Flüssigkeits- und Hormonhaushalt zu regulieren. Kiefergelenke, Zähne, Augen und Ohren gehören in den Wirkungsbereich der Perle. Aber auch bei Spannungskopfschmerzen und Migräne können Perlen Linderung verschaffen.

Traditionelle und kulturelle Bedeutung der Perle

Fakt ist, dass kein Mensch wirklich genau weiss, warum manche Muscheln, und selten auch Schneckenarten, Perlen bilden. So bleibt eine Perle weiterhin ein Wunder und Geheimnis der Natur… Irgendwie ein beruhigender und gleichzeitig auch aufregender Gedanke, denn diese kleinen Kostbarkeiten begleiten den Menschen schon viele Jahrtausende.

Die ersten Perlenfunde

In den Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) fanden Archäologenteams im Jahre 2012 und einige Jahre später je eine Perle, die auf ein Alter von mindestens 7200, bzw. 7600 Jahren datiert werden konnten. Das bedeutet, dass die Menschen der arabischen Halbinsel schon sehr früh begonnen haben, nach diesen Kostbarkeiten zu tauchen.

Symbolische Bedeutung von Perlen

Erste schriftliche Überlieferungen erwähnen Perlen als Tribute an Könige in chinesischen Geschichtsbüchern. In China symbolisieren Perlen nach wie vor Weisheit, Würde und Reichtum. Aber auch andere Länder haben bis heute klare Vorstellungen bezüglich dieser Perlmuttkügelchen. In Japan bringen sie Glück und in Indien Kinderreichtum.

Zu allen Zeiten wurden Perlen hoch geschätzt und oft mit Jungfräulichkeit verbunden. In der Antike übernehmen die Römer das griechische Wort für Perle „margarita“ auch als Synonym für „Geliebte„… und auch heute noch bezeichnet man eine besonders hilfreiche Frau als „Perle“.

Im Mittelalter erhält die Perle eine religiöse Dimension und steht für die Liebe zu Gott. Außerdem erscheint die mysteriöse Perle im Muschelinneren für das Christentum als Analogie zu Marias jungfräulicher Empfängnis und steht deshalb auch für Reinheit. Da Perlen mehrmals in der Bibel erwähnt werden, avancieren sie schließlich auch zum Machtsymbol christlicher Herrscher.

Allerdings sind Perlen auch ein Symbol der Tränen. Da niemand weiss, ob und wie schmerzvoll ihr Entstehungsprozess für das Weichtier sein kann, könnte diese Deutung eventuell auch nicht nur im übertragenen Sinne der Realität entsprechen.

Die Margaritomantik ist eine Form der Weissagung, bei der man Perlen als Hilfsmittel verwendet. Als Heilmittel sind sie seit dem 8. Jahrhundert im Einsatz und werden bis Mitte des 19. Jahrhunderts pharmazeutisch genutzt. In Europa entsteht die sogenannte „Perlmilch“ aus Flussperlen, und das „aqua perlata“ des Mittelalters beinhaltet neben Essig, Zucker und Kräutern, auch ein begehrtes Perlenpulver.

Der berühmte „Lüster“ einer Perle

Da Perlen aus Perlmutt bestehen, entsteht ihr ganz besonderer „Perlmuttglanz“ ebenfalls durch Interferenzen. Je nach Häufigkeit und Feinheit der verschiedenen Perlmutt-Schichten, desto zarter erscheint dieser sogenannte „Lüster“ durch Lichtreflexionen und innere Lichtbrechungen. Im Laufe der Zeit verlieren jedoch viele Perlen diesen typischen Glanz, wenn der eingelagerte Wasseranteil langsam austrocknet.

Die Hauptfarbe einer Perle wird durch die Art des Weichtiers und seinen Lebensraum, sowie dessen Wassertemperaturen beeinflusst. Man kennt das typische Perlweiß, aber auch gelbliche, rosafarbene bis hin zu graumetallic schillernde Exemplare entstehen in der Natur. Da Perlen nachträglich auch eingefärbt werden können, ist ihr künstliches Farbspektrum um einiges größer. Allerdings zerstört Hitze, Säure oder Lauge die schöne Perlmuttoberfläche.

Natürliche und gezüchtete Perlen

Inzwischen ist man allerdings schon lange nicht mehr auf zufällige Perlenfunde angewiesen. Künstlich angelegte Muschelbänke und Zuchtfarmen ermöglichen eine großangelegte Vielfalt und Perfektion der begehrten Perlen. Die gezielte Platzierung von Fremdkörpern und Verletzung im Inneren der Muschel lässt das Weichtier Perlen produzieren.

Dabei bestimmt die Größe und Form des Fremdkörpers die spätere Gestalt der Perle. Perfekte, natürlich entstandene, kugelförmige Perlen gibt es seltener, als unregelmäßige, oft längliche sogenannte „Barockperlen“. Deshalb sind „Naturperlen“ auch besonders teuer.

In der Perlenzucht können gezielt gleichförmige Exemplare „erzeugt“ werden, sodass Perlen dann erschwinglicher werden.

Istara – Eigenes Werk

Wann spricht man von einer natürlichen Perle?

International regelt eine verbindliche Nomenklatur, die genauen Bezeichnungen der verschiedenen Perlen im Handel. Demnach müssen „natürliche“ oder „echtePerlen auch tatsächlich ohne menschliche Manipulation in Gewässern entstanden sein. Die sogenannten „Orientperlen“ wurden bis ins 19. Jahrhundert von Perlentauchern im Persischen Golf geborgen. Auch die Flussperlen aus Gebirgsbächen Mitteleuropas spielten viele Jahrhunderte eine große Rolle und wurden u.a. zu kunstvollen Perlenstickereien verarbeitet.

Zucht- oder Kulturperlen

Wenn durch ein künstliches „Implantat“ im Körper der Muschel eine Perle entstanden ist, spricht man von einer Zuchtperle. Hier hat der Mensch entweder einen winzigen Perlmuttkern oder Epithelzellen per Hand in das Muschelfleisch eingepflanzt. Diese „manipulierten“ Muscheln wachsen zwei- bis drei Jahre unter der Obhut des Zuchtbetriebs auf Muschelbänken, bevor sie geerntet werden.

Im Allgemeinen sterben Muscheln nach der Perlenentnahme ab. Auch wenn einige bei behutsamer Behandlung weiter existieren, bleibt sowohl eine „echte“ als auch eine gezüchtete Perle das Geschenk einer Kreatur, die dafür gelitten hat. So steht die berechtigte Frage nach Tierquälerei bei Perlen so oder so im Raum.

Was ist eine Barockperle?

Der Begriff „Barockperle“ bezieht sich auf die unregelmäßige Form einer Perle. Dabei ist egal wie sie entstanden ist. Sowohl natürlich entstandene als auch gezüchtete Perlen können Barockperlen sein.

Die Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts ist nach dem portugiesischen Wort „barocco“ benannt, was „schief runde Perle“ bedeutet und ist hier namensgebend. Perlen haben im Barock, der in allen Lebensbereichen Üppigkeit zelebrierte, eine große Bedeutung. Angesichts der Vergänglichkeit und Nichtigkeit allen Lebens („Vanitas“ und „Memento mori“) ist alles, was dem Menschen bleibt die Gegenwart und sein künstlerisches Schaffen.

Diesem Gedanken steht der unbedingte Ruf nach Lebenslust und Genuss gegenüber. Hier entsteht der heute wieder so oft zitierte Lebensleitsatz „Carpe diem“ (Nutze den Tag!), unter den Schrecken der Pestepidemien, „denn morgen sind wir tot“. Dieser Zeitgeist prägt nicht nur die bildenden Künste, sondern auch die Architektur, Gartengestaltung, Literatur, Musik und Mode. Die große Geste, üppigen Verzierungen, Glanz und Formenreichtum finden schließlich im Spätbarock, dem Rokoko, ihren verspielten Höhepunkt und gleichzeitig auch Ausklang.

Doch Perlen kommen nie wirklich ganz aus der Mode, egal wohin sich der aktuelle Zeitgeist gerade hinbewegt.

Klare Kriterien und Modetrends

Die Form, Größe und Farbe von Perlen sind vielgestaltig und bilden zugleich die optischen vorrangigen Kriterien. Dicht gefolgt von der Beurteilung der Oberflächenqualität, die unter anderem verantwortlich ist für den typischen Perlmuttglanz, dem Lüster der Perle.

Die Form einer Perle

Auch wenn es hier modische Einflüsse gibt, so bleibt die „perfekte Kugelform“ trotzdem immer an vorderster Stelle. Dementsprechend teuer sind vor allem „natürlich“ entstandene Perlenkugeln. Obwohl ein Laie den Unterschied nicht sofort sieht, sind „kugelförmige“ Perlen dann doch deutlich günstiger. Daneben gibt es unter anderem abgeflachte Perlenkugeln (Button-Perle) tropfenförmige, ovale und barocke Perlen, mit einer unregelmäßigen Form und Oberfläche.

Die Größe und Gewicht einer Perle

a close up of a necklace on a black background

Wie bei allen Edel- und Schmucksteinen gilt auch bei der Perle, je größer umso wertvoller. Dabei gehören die gezüchteten Exemplare aus Französisch-Polynesien (Tahiti) und viele Südsee-Perlen normalerweise zu den größten auf dem Markt. Hier zählt der mittlere Durchmesser und nicht die Länge einer Perle.

Das Gewicht von Naturperlen wird in „Korn“, dem englischen „Grain“ angegeben, das etwa 0,065 Gramm entspricht. Zuchtperlen hingegen werden in „Karat“ (0,20 Gramm) oder dem japanischen „Momme“ (3,75 Gramm) gemessen.

Oberflächenqualität und Lüster einer Perle

Glatte, seidig-glänzende Oberflächen können das einfallende Licht immer besser, das heißt für unser Auge klarer sichtbar reflektiere, als raue, unebene Flächen mit körniger Struktur. Fehler an der Oberfläche, wie Vernarbungen, Unebenheiten oder kleine Vertiefungen heißen „Spots“ und kennzeichnen minderwertigere Perlen. Dadurch kann sich der beliebte Perlglanz (Schmelz) durch Lichtreflexion und Lichtbrechung nicht optimal entfalten. Nur perfekte, glatte Oberflächen zeigen den typisch irisierendenSchmelz„.

Bei gleich großen Perlen entscheiden diese Lichtreflexionen, die den gleichmäßigen Eindruck des Perlglanzes (Lüster) anzeigen, über den Wert der verschiedenen Exemplare. Eine hochpreisige Perle hat keine stumpfen Bereiche und ist überall ebenmäßig glänzend. Besitzt eine Perle einen starken Lüster, bedeutet dies oft, dass auch ihre Perlmuttschicht eine größere Dicke besitzt. Somit bleibt auch ihr Perlglanz länger erhalten.

Die Körperfarbe und das Farbenspiel der Perle

Die Farbe einer Perle hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dabei stellt die sogenannte „Körperfarbe“ die tatsächliche Grundfarbe dar, die von der jeweiligen Muschelart, deren Herkunft und Umweltbedingungen abhängt. Das Nahrungsangebot und die Wasserqualität, sowie Temperatur spielen zudem eine Rolle, sodass verständlicherweise in der Perlenzucht hierauf besonderen Wert gelegt werden muss.

Ein zweiter Farbeindruck verteilt über der Oberfläche der Perle einen zarten, meist rosafarbenen oder grünlichen Schimmer, der „Orient“ genannt wird. Dieser entsteht je nach Lichteinfall und scheint als „Überfarbe“ über der Grundfarbe zusätzlich zu „schweben“.

Um organische Flecken und Verfärbungen zu entfernen, wendet man Bleichverfahren an, sodass die gewünschten, gleichmäßigen Farbtöne entstehen. Nach der Bohrung kann man schließlich auch jede Perle in der aktuellen „Modefarbe“ einfärben. Diese Färbung ist einheitlich und fehlerfrei, ohne natürliche Nuancen. Auch durch Bestrahlung kann die Farbe der Perle verändert werden. Beide Verfahren müssen angezeigt werden.

Die Farbe der Perlen ist abhängig vom aktuellen Zeitgeschmack und kein wirkliches Qualitätsmerkmal. Die typischen Färbungen, die auch in der Natur vorkommen, spielen dabei als Klassiker immer eine Rolle. Natürliche cremefarbene, gelbliche und grünliche Akoya-Perlen werden beispielsweise für den Markt nachbehandelt, sodass sie in perfektem Weiß und den beliebteren Färbungen Silber und Rosa erstrahlen.

Die heutige Perlenzucht hat eine lange Tradition

Wer glaubt, dass das künstliche Züchten einer Perle im Inneren einer Muschel eine verhältnismäßig junge Erfindung ist, täuscht sich. Schon vor etwa 1600 Jahren züchtete man in China die sogenannten „BuddhaPerlen“ in Süßwassermuscheln. Kleine Buddha-Figuren aus Elfenbein, Blei oder Gips dienten hier als Implantat und Kern für eine Perlmutt-Ummantelung.

Perlen aus Süßwasser-Muscheln

Die Perlenzucht in Süßwasser-Muscheln hat vor allem in China bis heute ein enormes Ausmaß angenommen. Da hier mit Transplantaten des äußeren Mantelgewebes einer sogenannten „Spendermuschel“ in einer einzigen „Empfängermuschel“ ohne Kernimplantate bis zu 40 Perlen entstehen können, ist der Markt entsprechend gesättigt. Diese kernlosen Exemplare kommen meistens aus chinesischen Zuchtbetrieben und sind verhältnismäßig günstig.

Austernmuscheln mit „Solitär-Perlen“

Zuchtperlen, die einen Kern enthalten, stammen meistens aus Austern-Zuchtbetrieben im Salzwasser. Hier bildet die Muschel um einen implantierten Kern in ihrer „Gonade“  (Keimdrüse) die gewünschte Perle. Die japanischen Akoya-Perlen entstehen auf diese Weise, aber auch die dunklen Perlen aus Tahiti und die weißen und gelbgoldenen Südsee-Perlen. Da diese Muscheln nur eine einzige Perle liefern können, sind die Zuchtperlen mit Kern teurer, als die vielen im Mantelgewebe der Süßwasser-Muschel gebildeten kernlosen Exemplare.

Die Ausbeute einer Perlenzucht

Einige leicht variierenden Zahlen machen deutlich, wie kostbar eigentlich auch die heute gezüchteten Perlen sind. In diesem Zusammenhang erscheinen dann natürlich entstandene Perlen schlichtweg als unbezahlbare Kostbarkeiten.

Um eine Perle ernten zu können, muss die Empfängermuschel die Prozedur der Transplantation und das Implantat selbst mindestens zwei Jahre überleben. In nur etwa 30 Prozent aller behandelten Muscheln entwickelt sich schließlich eine Perle, von denen wiederum nur 10 Prozent für den Verkauf „tauglich“ genug sind. Drei Prozent dieser rentablen Ernte sind perfekte Kugeln, von denen nur 0,5 Prozent die höchste Qualitätsstufe erreichen. Somit bleibt eigentlich auch die Zuchtperle etwas ganz Besonderes, das vom Menschen nicht so leicht und geplant reproduzierbar ist.

Flussperlen des Nordens

Flussperlen wachsen in Muscheln der Flüsse und Bäche der nördlichen Halbkugel. Da die Wasserqualität besonders sauber und kalkarm sein muss, damit hier Muscheln überleben, ist ein Gewässer mit Muscheln auch ziemlich unbelastet von Umwelteinflüssen. Das Wachstum von Flussperlen braucht viel Zeit. Nur ein Durchmesser von 4 Millimetern benötigt schon mindestens 20 Jahre. Exemplare mit 7 oder gar 20 Millimetern sind dementsprechend rar.

Meerwasser-Perlen des Südens

Das Spektrum der Perlmuscheln, die in salzigen Gewässern vorkommen ist vielseitig.

Tahiti-Perlen

Zu den bekanntesten Perlen zählen die „Tahiti-Perlen“ mit ihrer dunklen Grundfarbe und einem blauen, pinkfarbenen, oft aber auch grünen „Orient“-Schimmer. Am wertvollsten sind dabei die sogenannten „Peacocks„, Pfauen-Perlen mit einer pink-grünen Farbkombination oder aber rein purpurfarbene Perlen. Diese Muscheln benötigen mindestens 4 Jahre für ein Perlenwachstum von 8 bis 16 Millimeter Größe und können mehrere Jahre „produzieren“.

Südsee-Perlen

Aus Indonesien, den Philippinen und Australien stammen die weißen, silbern- und goldfarbenen sogenannten „Südsee-Perlen„. Diese Perlen können 10 bis 20 Millimeter erreichen und benötigen zwischen zwei und sechs Jahren Wachstumszeit. Hier sind nach wie vor die weißen Perlen besonders beliebt und teuer. Auch diese Muscheln können mehrere Kernimplantate überleben.

Beide Salzwasser-Muschelarten werden, falls sie solange überleben, schließlich wieder zurück ins Meer gebracht, damit sie ihre widerstandsfähigen Gene an die nächste Generation weitergeben können.

Akoya-Perlen

Akoya-Perlen“ sind die dritten im Bunde der bekanntesten Perlenarten. Ursprünglich stammen sie aus Japan, werden inzwischen aber auch in China, Vietnam und Tahiti gezüchtet. Die zwischen zwei bis sechs Millimeter großen Perlen entstehen in maximal zwei Jahren. Diese Muscheln können bis zu fünf weiße oder cremefarbene Exemplare ausbilden. Das Farbspektrum der Akoya-Perlen ist durch ein künstliches Einfärben jedoch riesig.

Keshi-Perlen – die „Naturperle“ in der Zuchtmuschel

Sogenannte „Keshi-Perlen“ (Mohnsamenperlen) wachsen in den oben erwähnten Muscheln als Zufallsnebenprodukt und sind somit genau genommen eigentlich Naturperlen. In den Akoya-Perlmuscheln sind es kleine Perlchen im gleichen Farbspektrum, wie die Zuchtperlen. Südsee- und Tahiti-Perlmuscheln können schon 10 Millimeter lange Keshi-Perlen hervorbringen, die sich für die Schmuckindustrie eignen.

Süßwasserperlen

Die Süßwasser-Perlenzucht unterscheidet sich im Vergleich zur maritimen Zucht in zweierlei Hinsicht.

Die meisten Süßwasser-Muscheln erhalten zum einen kein Implantat, sondern bis zu 25 Einschnitte im Gewebe, in die Gewebespuren einer anderen Muschel eingesetzt werden. So können bis zu 50 Perlen entstehen. Diese haben meistens eine barocke Form, da sie keine „Kernvorgabe“ hatten. Bis zu sechs Jahre kann dieses Wachstum benötigen und dabei müssen die Lebensbedingungen streng überwacht werden.

Zum anderen ist der Ernteausfall bei einer Süßwasser-Perlenzucht geringer bedroht durch Naturkatastrophen, als bei Muschelbänken im Meer, die durch schwere Stürme und extreme Wellen schwer beschädigt werden können. Deshalb sind sie leichter in der Bewirtschaftung und die Sterberate der Muscheln ist geringer.

Die allermeisten Süßwasser-Perlen kommen heute aus China, die diesbezüglich den Markt dominieren. Dort ist es inzwischen auch möglich, durch mehrfaches Einpflanzen einer kleineren Perle zusammen mit Epithelzellen in eine Empfängermuschel, größere Exemplare zu züchten. Diese sind Salzwasser-Züchtungen dann sehr ähnlich.

Biwa-Perlen aus dem Biwa-See

Echte Biwa-Perlen aus dem größten, gleichnamigen See Japans haben eine hervorragende Qualität. Die Perlen aus den Süßwasseraustern des Biwa-Sees zeigen ein großes Farbspektrum von Cremeweiß, Zartrosa, Lachsorange, Weinrot bis hin zu Violett. Da diese Muscheln keine implantierten Kerne in sich aushalten, entstehen nur bizarre, zufällige Barockformen, die einen ganz besonderen Reiz besitzen.

Allerdings werden viele Perlen heute als „Biwa-Perlen“ bezeichnet, die jedoch aus Süßgewässern Chinas stammen.

Imitationen und Manipulationen

Echte, natürlich gewachsene Perlen können in erster Linie durch Zuchtperlen imitiert werden. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht zwischen Naturperlen und dem sogenannten „Operculum“ (Verschlussdeckel) einer Seeschnecke. Dieses Operculum besitzt auf der Innenseite jedoch eine deutlich sichtbare rötliche Spirale. Weitere Handelsnamen dafür sind „Maona-Perle“ oder „chinesisches Katzenauge„.

Außerdem sind Imitationen aus Muscheln, Zähnen der Seekuh, Calcit, Glas und Kunststoff auf dem Markt erhältlich. Da der Laie oft keinen Unterschied erkennen kann, ist der Kauf von Perlen in einem seriösen Handel unerlässlich. Dort kann auch die Echtheit dokumentiert werden.

Damit die gewünschten Modefarben entstehen, müssen Perlen zuerst gebleicht und anschließend eingefärbt werden. Rosatöne und Schwarz entstehen durch Färbung, Blautöne hingegen durch Bestrahlung. So können außergewöhnliche Farben sowohl bei Natur- als auch bei Zuchtperlen entstehen. Diese Manipulationen müssen aber im Verkauf angezeigt werden. Eine deklarierte „Perle“ muss eine Naturperle sein, Zuchtperlen müssen auch als solche angeboten werden.