Stein der Amazonen
Das „Land der Frauen ohne Männer“ soll nach einem alten Mythos der indigenen Völker Amerikas das Ursprungsland des Minerals „Amazonit“ sein. So ist die Bezeichnung wahrscheinlich eine Abwandlung der Bezeichnung „Amazonenstein„.
Auf seinen Reisen durch Amerika traf der deutsche Wissenschaftler und Forschungsreisende Alexander von Humboldt (1769 bis 1859) am Rio Negro auf Ureinwohner, die Amulette aus diesem grünen Amazonenstein trugen. Laut einheimischer Überlieferung sollte er aus diesem sagenumwobenen „Land der Frauen“ stammen. Tatsächlich aber handelte es sich hier um einen Nephrit, der tertiär gebildet, zu den Ketten-Silikaten gehört.
Eine weitere Deutung des auch verwendeten Namens „Amazonasstein„, die suggeriert, das Mineral könnte aus den Amazonasgebieten stammen, ist dagegen eher unwahrscheinlich. Bislang hat noch niemand Amazonit in den Regionen des Amazonasflusses oder in den Urwäldern gefunden.
Im 18. Jahrhundert erhielt der Amazonit schließlich seine heute noch gültige Definition als grüner Feldspat. Als Mitglied der Feldspate gehört er somit zu den Mineralen, die am häufigsten auf der Welt vorkommen. Die Herkunft des Namens bleibt jedoch weiterhin ungeklärt und traditionelle Überlieferungen oder schriftliche Berichte über eine Anwendung als Heilstein fehlen.
Die Entstehung des Amazonits
Sogenannte „Durchläufer-Mineralien“ können primär, sekundär und tertiär entstehen. Amazonit gehört zu dieser Gruppe und kann sich somit primär als magmatisches Mineral liquidmagmatisch in Pegmatiten oder hydrothermal auf Gesteinsklüften bilden. Tertiär entsteht er metamorph in großen Massen bei der Bildung kristalliner Schiefer. Die sekundäre Entstehung in Sedimenten ist dagegen eher selten.
Primäre Entstehung – Triklines Kristallsystem
Nur bei der primären Entstehung können sich große trikline Kristalle bilden. Diese sind nicht selten mir Rauchquarzen verwachsen. Die tertiär gebildeten derben Massen zeigen keine sichtbaren Kristalle. Oft sind jedoch helle unterbrochene Streifen und Spaltebenen zu erkennen.
Erkennungsmerkmale des Amazonits
Mikroklin heißt der Kalifeldspat, der neben beispielsweise Orthoklas oder Albit, am häufigsten auf der Erde vorkommt. Der kupferhaltige Amazonit ist somit eine Varietät dieses Mikroklins und gehört zur Mineralklasse der Gerüst-Silikate. Neben dem farbgebendem Kupfer enthält er außerdem geringe Spuren an Natrium und Blei.
Inzwischen erhalten alle blau bis grünen bleihaltigen Mitglieder das Anhängsel „Amazonit“. So gibt es Mikroklin-Amazonit, Orthoklas-Amazonit, Albit-Amazonit und verschiedene Plagioklas-Amazonite.
Härte, Farbe und Co.
Die Mohshärte des Amazonits liegt bei 6 bis 6,5 und seine Dichte bei 2,56 bis 2,58. Er lässt sich vollkommen spalten und zeigt Glasglanz, parallel zu seinen Spaltebenen jedoch auch Seidenglanz. Typisch sind vor allem bei intensiv türkisfarbenen Exemplaren helle bis weiße Streifen, Striche und Punkte. Amazonit kann aber auch ein fast farbloses, zartes Blaugrün oder kräftiges Grasgrün zeigen. Der undurchsichtige Heilstein hat immer eine weiße Strichfarbe.
Verwechslungen mit anderen Heilsteinen
Oberflächlich betrachtet, kann man Amazonit mit dem oben schon erwähnten Nephrit, aber auch mit Jadeit (Jade) und Türkis verwechseln. Allerdings lässt sich der Unterschied optisch leicht erkennen, denn keiner der drei genannten zeigt eine helle Streifen-Zeichnung oder erkennbare Spaltebenen.
Außerdem lässt sich Türkis nicht spalten und zeigt einen unebenen, muscheligen Bruch. Die Dichte von Nephrit und Jadeit ist mit 3,3 bis 3,36 deutlich höher, als die des Amazonits. Beide Jade-Varietäten sind zudem in ihrer Transparenz durchscheinend.
Weitere Möglichkeiten der Verwechslung bieten grüne Varietäten der Serpentin-Gruppe und der grüne Chrysopras. Die geringe Mohshärte von 2,5 bis 3 (verkieselt maximal 4) entlarvt hier den Serpentin, während die durchscheinende Transparenz und der muschelige Bruch typisch für Chrysopras ist.
Amazonit in seiner Verwendung
Die Farbe des Amazonits ist beliebt und macht ihn zu einem traditionell oft verwendeten Schmuckstein. Schon die alten Ägypter trugen Schmuck mit oder aus Amazonit-Steinen. Auch Kunstobjekte sind bekannt. Als Amulett-Stein der amerikanischen Urbevölkerung hat er im 18. Jahrhundert in der westlichen Welt Aufmerksamkeit erregt. Allerdings handelte es sich damals noch nicht um das spätere Mitglied der Feldspate.
Amazonit als Schmuckstein
Da Amazonit kein seltenes Mineral ist, kann man ihn als Schmuckstein in vielfältiger Form auf dem Markt finden. Üblicherweise erhält er für die Schmuckherstellung einen sogenannten „Tafelschliff„, der ihm das Aussehen eines Edelsteins verleiht. Aber auch verschiedene Formen an Cabochons und Kugeln für Halsketten sind gebräuchlich. Aufgrund seiner vollkommenen Spaltbarkeit ist Amazonit jedoch nicht leicht in Zargen von Schmuckstücken zu fassen und reagiert empfindlich auf ausgeübten Druck.
Um seine optische Ausstrahlung zu erhöhen, sind Manipulationen mit Ölen, Wachsen oder auch Bestrahlungen nicht unüblich. So kann die Farbe des Steins für die Schmuckherstellung optimiert werden.
Schmuckgegenstände aus Amazonit
Durch die massigen Vorkommen des Amazonits eignet er sich außerdem für kunstgewerbliche Objekte der Schleiferei und Bildhauerei (z.B. Skulpturen). Der Handel bietet größere Rohsteine und geschliffene Unikate in schlichten Formen an, die man dekorativ in Wohn- und Arbeitsräumen aufstellen kann.
Einzig der indische Amazonit-Granit „Monsun“ findet auch bei einem besonders luxuriösen Innenausbau eine Verwendung.
Amazonit als Heilstein
Für die Anwendung als Heilstein sind Rohsteine, möglichst unbehandelte Trommelsteine und Anhänger geeignet. Je mehr ein Stein verarbeitet wurde (Schliff, Ölen, Wachsen, Bestrahlen), umso mehr kann er seine Wirkkraft eingebüßt haben. Deshalb sind für Meditationen und eine therapeutische Nutzung Rohsteine ideal.