Rosaberyll wird zu Morganit
Als Mitglied der Beryll-Familie ist der oft zart rosafarbene Morganit der kleine Verwandte des wesentlich bekannteren zartblau bis grünblauen Aquamarins und des Smaragds mit seinem legendären Grün. Lange stand Morganit mit seinen blassen Farbtönen eher im Schatten seiner glamourösen Geschwister und war als "Rosaberyll" keine eigene Beryll-Varietät, so wie die oben genannten Edelsteine.
Ein Mineraliensammler als Namenspate
Erst im Jahre 1911 erhält der rosafarbene Beryll durch den amerikanischen Edelstein-Fachmann "Georg Frederick Kunz" (1856 - 1932) seinen eigenen Namen und steigt dadurch auch in den Status einer Beryll-Varietät auf. Dabei wählte Kunz, nach dem der Heilstein "Kunzit" benannt ist, die Bezeichnung "Morganit" zu Ehren des reichen Bankiers, Geheimbündlers und Mineraliensammlers "John Pierpont Morgan".
Morganit als Edelstein
Inzwischen ist aus dem einstigen Rosaberyll (veraltet auch Rosterit) ein anerkannter Edelstein geworden, der sowohl in Unikaten des Schmuckhandwerks, als auch in der Schmuckindustrie seine dezent elegante Ausstrahlung präsentieren darf. So ist er im hochwertigen Facetten-Schliff in verschiedenen Formen im Handel vertreten und kann, in Edelmetall gefasst, Ringe, Ketten, Anhänger oder Ohrgehänge zieren.
Roh- und Trommelsteine
Da Morganit in den letzten Jahrzehnten als Heilstein an Bedeutung gewonnen hat, taucht er immer öfter auch als Roh- und Trommelstein auf dem Markt auf. Allerdings ist er aufgrund seiner Seltenheit auch hier kein Schnäppchen. Wer jedoch die nötigen finanziellen Mittel besitzt, sollte sich unbedingt ein Exemplar für Heilstein-Anwendungen zulegen, denn Morganit kann sich positiv auf den Charakter auswirken.
Primäre Entstehung des Morganits
In einer hydrothermalen Bildung entsteht Morganit immer primär, aber etwas später in Spalten, Klüften und Hohlräumen (Drusen) von Granit-Pegmatiten. Dabei scheidet sich das sehr seltene Element "Beryllium" erst gegen Ende des Kristallisierungsprozesses ab. In einer sogenannten "Restkristallisation" entsteht schließlich Morganit, wenn zuvor viele andere Mineralstoffe durch Mineralbildung aus der magmatischen Kieselsäure-Lösung schon längst ausgeschieden wurden. Allerdings kann sich rosafarbener Beryll auch bilden, wenn hydrothermale Lösungen in bereits bestehende Mineralien mit Beryllium-Gehalt eindringen und dort zu einer kristallinen Umbildung in Morganit führen.
Merkmale des Morganits
Als Beryllium-Aluminium-Silikat gehört die eigenständige Varietät der Beryll-Familie zur Mineralklasse der Ring-Silikate. Dabei zeigt Morganit als Beryll die typischen Merkmale seiner Familie.
Kristallsystem und optische Erscheinung
Das "Hexagonale Kristallsystem" des Morganits zeigt sechseckige, tafelige Kristalle, die selten stumpfe Spitzen besitzen. Meistens bilden sich an den Kristallen mit ihrer durchsichtigen bis undurchsichtigen Transparenz jedoch nur plane Endflächen. Morganit zeigt Glasglanz und eine unvollkommene Spaltbarkeit, die eine unebene, muschelige Bruchstelle zurücklässt.
Die Farben des Morganits
Spuren von Mangan wirken sich farbgebend aus, wobei wahrscheinlich auch die Anwesenheit von Lithium und Cäsium eine Rolle spielt. Dabei entstehen, neben fast farblosen Exemplaren, auch blasse Rosa-, Violett- und Orange-Töne. Die Strichfarbe ist jedoch, charakteristisch für alle Berylle, immer weiß.
Bestimmungsmerkmale
Um Verwechslungen mit anderen Schmuck- und Edelsteinen zu vermeiden, ist bei wertvollen Exemplaren immer eine mineralogisch-gemmologische Untersuchung angeraten. Hierbei helfen, neben den optischen Informationen über beispielsweise Transparenz, Glanz, Strichfarbe, Bruch und Spaltbarkeit, auch weitere charakteristische Merkmale weiter.
Härte und Dichte des Morganits
Die Mohshärte des Morganits liegt im hohen Bereich von 7,5 bis 8 und macht ihn ebenso wie die ganze Beryll-Familie so zu einem begehrten Edelstein. Seine Dichte liegt mit 2,8 bis 2,9 etwas höher als die vieler anderer Berylle, die oft eine Dichte von maximal 2,75 erreichen.
Fachkundige Untersuchungen
Da man Morganit im geschliffenen Zustand leicht mit Kunzit, Turmalin, rosa Topas oder Saphir verwechseln kann, sind mineralogisch-gemmologische Untersuchungen oft unumgänglich. Auch wenn man Rohkristalle und Trommelsteine leichter von Kunzit und Turmalin, durch deren faserige Strukturen, unterscheiden kann, so existieren doch unzählige Imitationen und manipulierte Exemplare vor allem im wertvollen Facetten-Schliff auf dem Markt.
Manipulierter Morganit
Leider ist facettierter Morganit meistens durch Brennen manipuliert, wodurch sich die eher blasse Ursprungsfarbe intensivieren lässt. Hier ist ein späterer Nachweis so gut wie unmöglich, sodass man im therapeutischen Bereich unbedingt auf Rohkristalle und Trommelsteine ausweichen sollte.
Imitate für Morganit
Glas-Imitationen und synthetischer Spinell tauchen ebenfalls als "Morganit" im Handel auf. Solange man sie wahrheitsgetreu deklariert und die Kundschaft weiss, was sie erwirbt, ist gegen Imitationen nichts einzuwenden. Eine Schmuckkreation mit als "Morganit-Imitation" beschriebenen Schmucksteinen ist keine Fälschung, fehlt dieser Hinweis jedoch, entsteht ein bewusster Täuschungsversuch.