Hemimorphit - ein asymmetrischer Kristall
Der Mineraloge "G. A. Kenngott" prägte im Jahre 1852 die Bezeichnung "Hemimorphit" nach der seltsamen flächenreichen Kristallbildung an den Kristallenden. Dabei bedeuten die griechischen Worte "hemi" übersetzt "halb" und "morphe" übersetzt "Form".
Hemimorphe (halbgeformte) Kristalle wachsen nicht symmetrisch, sondern bilden bestimmte Flächen nur in eine Richtung. So entstehen Kristallformen, die an den jeweiligen Enden völlig unterschiedlich ausgeprägte Kristallflächen besitzen.
Synonyme für Hemimorphit
"Kieselzinkerz" oder "Kieselzinkspat" sind heute eher veraltete Synonyme für Hemimorphit. Weitere Bezeichnungen weisen ebenfalls auf die Tatsache hin, dass dieses Mineral ein "Zinksilikat" ist. So gibt es die bergmännischen Bezeichnungen "Zinkglas", "Zinkglaserz" oder "Zinkkieselerz". "Galmei" ist eine veraltete, nicht ganz eindeutige, mineralogische Bezeichnung für ein Mineralgemenge aus verschiedenen schwefelfreien Zinkerzen. Dabei unterscheidet man "Charbonat-Galmei" wie "Smithsonit" vom "Silikat-Galmei" Hemimorphit. So entwickelten sich dementsprechende Synonyme wie "Kieselgalmei", "Calmei" oder "Calamin".
"Daviesit" ist die Bezeichnung für dieses Mineral im englischen Sprachraum.
Entstehung und Vorkommen des Hemimorphits
In der sogenannten "Oxidationszone" von Blei-Zink-Lagerstätten ist Hemimorphit sekundär entstanden. Seine Begleitminerale sind neben Galenit und Sphalerit unter anderem auch Calcit, Smithsonit, Chrysokoll und Anglesit.
Hemimorphit ist an über 1400 Fundorten nachgewiesen, wobei Minen in Rumänien und Ungarn als sogenannte "Typlokalitäten" gelten, da man sie dort erstmals entdeckt hat.
In Deutschland findet man dieses Zinksilikat beispielsweise in Gebirgsregionen wie Schwarz- und Odenwald, Eifel, Harz und Erzgebirge. Österreich hat vor allem im Raum Kärnten, Niederösterreich, Steiermark, Nordtirol und Salzburg Vorkommen zu bieten. Für die Schweiz sind die Kantone Graubünden und Wallis beispielhaft.
Die weltweit größten Exemplare hat man bekanntlich nicht auf dem Kontinent der Edelsteine Australien oder dem eurasischen Russland, sondern in den Kupferlagerstätten der Stadt "Bisbee" in Arizona (USA) gefunden. Ihre Kristalllänge liegt bei etwa 10 Zentimetern.
Weitere Vorkommen in Europa
Belgien, Frankreich, Spanien, Italien, Schweden, Großbritannien, Finnland, Bulgarien, Griechenland...
Vorkommen in Afrika, Asien und Amerika
Ägypten, Namibia, Angola, Tunesien, Marokko, Sambia...
Indien, China, Japan, Thailand, Korea...
Brasilien, Peru, Mexiko, Argentinien, Bolivien, Kanada...
Optische und mineralogische Merkmale
Das wasserhaltige Zinksilikat kristallisiert im "Rhombischen Kristallsystem" und entwickelt meistens flache, tafelige bis kurzprismatische Kristalle, die bis zu 10 Zentimeter erreichen können. Bekannt sind aber auch radial-strahlige, traubenförmige, körnige oder derbe Aggregate.
Hemimorphit besitzt eine sehr gute Spaltbarkeit und zeigt einen muscheligen bis faserigen Bruch. An den Spaltflächen lässt sich Perlmuttglanz beobachten, auch wenn der Kristall allgemein eher Seiden- bis Glasglanz zeigt. Die Transparenz des Hemimorphit reicht von durchsichtig bis undurchsichtig.
Weitere Bestimmungsmerkmale des Hemimorphits
Die Mohshärte liegt mit 5 genau in der Mitte der Härteskala, und die Dichte ist mit 3,3 bis 3,5 relativ hoch. In reiner Form ist Hemimorphit durchsichtig und farblos, doch sobald Fremdstoffe hinzukommen, ändert sich die Optik.
Die Farben des Hemimorphits
Je nach zusätzlichen Bestandteilen kann dieses Mineral hellblau, grünlich, braun oder grau ausfallen, während die klare Transparenz bis zur völligen Undurchsichtigkeit immer weiter abnimmt.
Verunreinigungen durch andere Mineralien wie beispielsweise Limonit lassen zusätzlich verschiedene Gelb- bis Brauntöne entstehen. Hämatit-Spuren ergeben Rottöne.
Durch die Ausbildung von Polykristallen oder Baufehlern im Gittergefüge erscheinen Kristalle außerdem in weißer Farbe, da sich das Licht vielfach auf den Kristallflächen bricht.
Jedoch egal wie Hemimorphit farblich auch erscheinen mag, seine Strichfarbe bleibt dabei immer weiß.
Pyroelektizität
Als "piezoelektrischer Kristall" reagiert Hemimorphit auf Temperaturveränderungen mit einer Ladungstrennung. Das bedeutet, dass er eine elektrische Spannungsladung aufbaut.
Verwechslungen und Unterschiede
Ähnlich aussehen können einige Chalcedone, die jedoch mit einer höheren Härte von 6,5 bis 7 und einer geringeren Dichte von um die 2,6 schnell erkannt sind. Phosphorit besitzt im Vergleich zu Hemimorphit keine Spaltbarkeit und Smithsonit hat eine noch höhere Dichte von 4,3 bis 4,5 vorzuweisen. Blaugrüne Varietäten können optisch einem Türkis gleichen, der jedoch nur eine Dichte von 2,6 bis 2,8 erreicht.