Hämatit

Das Eisenoxid "Hämatit" 

Als man die ersten Höhlenmalereien entdeckte, konnten die Archäologen diese in die Altsteinzeit datieren. Allerdings war es lange ein Rätsel, womit die Motive an die Wände gemalt worden waren. Heute ist bekannt, dass die Menschen mindestens seit der Altsteinzeit ihre eigene "Malkreide" herstellten, die sich in geschützten Regionen als Wandmalerei bis heute erhalten konnte.
Hämatit gehört somit zu den ältesten Rohstoffen der Menschheit, die für den Alltag, aber auch für rituelle Handlungen genutzt wurden.

Hämatit und seine Synonyme

Das griechische Wort "haemateios" bedeutet übersetzt "blutig".
Die Bezeichnung "Hämatit", also "Blutstein", lässt sich hier auf die Tatsache stützen, dass dieses Eisenerz bei der Verarbeitung das Schleifwasser blutrot färbt. Schon die Steinschleifer der Antike holten sich bei ihrer Arbeit "blutige" Hände, so scheint der Name "Blutstein" bzw. "Hämatit" treffend. Außerdem ist Hämatit ein traditioneller Heilstein, der schon früh bei Verletzungen und Blutungen Verwendung fand.

"Blutstein" und "Bloodstone"

Immer wieder wird das Wort "Blutstein" in der englischen Sprache fälschlicherweise mit "Bloodstone" übersetzt. Aber diese Bezeichnung ist ein englisches Synonym für "Heliotrop", ein Mitglied der Quarz-Gruppe. Er ist ein Bindeglied der Chalcedon- und Jaspisfamilie. Zwar gehört auch dieser Heilstein zu den Oxiden, aber rein optisch hat er keine Ähnlichkeit mit Hämatit.

Synonyme des "Eisenerzes"

Geschliffener oder getrommelter Hämatit hat die Farbe Anthrazit bis Schwarz und besitzt einen silbrig schimmernden Metallglanz. Als roher Stein ist er allerdings eher rotbraun bis gräulich schwarz. Aufgrund seines metallischen Glanzes und seiner rötlichen "Rostfärbung" hat er eine Vielzahl an Synonymen im Laufe der Zeit angesammelt.
"Eisenglanz", "Roteisenerz", "Glanzeisenerz" oder "Spiegeleisen" beziehen sich beispielhaft deutlich erkennbar auf den Eisengehalt der Hämatits und seinen Glanz. Weitere Synonyme sind "Anhydroferrit", "Flusseisenstein", "Roteisenrahm", "Roterz", Rotwerde" und "Spiegelerz".
Bekannt ist Hämatit außerdem als "Ematite", "Specularit“, "Sanguin" und "Schwarzer Diamant". 

Bekannte Varietäten des Hämatits

"Blutstein" ist ein gänzlich dichtes Roteisenerz, das aus dem Erzgebirge stammt. Wenn Hämatit hingegen eine blättrig feinschuppige Kristallbildung zeigt, spricht man von "Eisenglimmer" oder "Eisenrahm".
"Rötelstein" ist eine weiche Mischung aus dem Eisenoxid-Mineral "Hämatit" und der feinkörnigen Bodenart "Ton". Typisch ist seine durch Eisen verursachte tiefe Rotfärbung. Rötel ist wohl der älteste mineralische Naturfarbstoff der Menschheit.
Rosettenförmige Kristall-Aggregate heißen "Eisenrosen" und der sogenannte "Rote Glaskopf" zeigt eine nierenförmige Oberfläche und faserige Struktur.

Entstehung und Vorkommen des Hämatits

Im Grunde ist Hämatit nur die natürlich auftretende Form des Eisenoxids. Dieses kann sich primär, sekundär oder tertiär bilden. Weltweit sind unterschiedlich entstandene Lagerstätten für Hämatit zu finden. Häufig kommt Hämatit allerdings dort vor, wo man Eisenspat, Limonit und Magnetit entdecken kann. 

Die primäre Hämatit-Bildung

Primär auf hydrothermalen Gängen anderer Gesteine entstanden, stellt Hämatit die "Füllung" von Spalten, Rissen und Hohlräumen dar. Als sogenanntes "Gangmineral" ist Hämatit ein weltweit häufig auftretender Heilstein, der Kristalle, Erzadern und den oben erwähnten "Roten Glaskopf" bildet.
England, Schweden und Marokko besitzen beispielsweise Vorkommen an primär entstandenen Hämatit-Lagerstätten als Gangmineral.

Die sekundäre Hämatit-Bildung

In der sogenannten "Oxidationszone" von Eisenerz-Lagerstätten entsteht Hämatit als eine Art "Verwitterungskruste". Aber auch durch die Oxidation von "Magnetit" und die Umwandlung von "Matit", kann sich Hämatit bilden. 
Vor allem Russland (Ural) kann diese sekundär, durch Verwitterungsprozesse entstandenen Hämatite vorweisen.

Die tertiäre Hämatit-Bildung

Durch Sedimentation von Eisenoxid aus wässerigen Lösungen entstehen tertiär dichte Massen, währenddessen sich "Limonit" bildet. Beim Aushärten durch den stetigen Wasserverlust und durch eine begleitende "Metamorphose" des Sediments, ist eine Umwandlung des Limonits in Hämatit durchaus möglich. 
Tertiäre Vorkommen an Hämatit finden sich beispielsweise in Brasilien, Russland und den USA.

Hämatit ist weltweit sehr oft zu finden. Die größten Vorkommen gibt es in den USA, in Brasilien und Russland. Besonders schöne Exemplare des Heilsteins stammen bis heute aus dem Eisenerzbecken "Krywyj-Rih" in der Ukraine.
Außerdem hat man inzwischen sogar auf dem Mars diese besondere Form des Eisenoxids gefunden. Dies ist kann ein Zeichen dafür sein, dass es auf dem Mars einst Wasser gegeben hat. 

Das Kristallsystem des Hämatits

Obwohl jeder Hämatit im "Trigonalen Kristallsystem" kristallisiert, bildet er meistens dichte Massen. Doch Hämatit kann viele verschiedene Gesichter zeigen.
Rhomboedrische Würfel-Kristalle bezeichnet man beispielsweise als "Eisenglanz" und perfekte Kristallwürfel als "Teufelswürfel". Aggregate mit sogenanntem "Nierenwachstum" heißen "Nierenerz", "Eisenniere" oder "Roter Glaskopf". Sind hier zusätzlich tafelige Hämatit-Kristalle auf der Oberfläche festgewachsen, nennt man das Mineralgebilde "Specularit". 
Rosetten-Aggregate heißen dementsprechend "Eisenrosen" oder Hämatit-Rosen und sind rotbraun bis grauschwarz ohne Glanz. Farbgebend ist hier in allen Fällen vor allem das Eisenoxid.
"Turgit" oder "Turit" ist ein Hydro-Hämatit, der sehr dicht, aber wasserhaltig ist. Man erkennt ihn an seinen bunten Anlauffarben, die durch winzige eingelagerte Wassertröpfchen entstehen.

Weitere Hämatit-Merkmale

Die Mohshärte von Hämatit liegt bei 6 bis 6,5 und seine Dichte ist mit 5,2 bis 5,3 erstaunlich hoch. Er lässt sich nicht spalten und zeigt ähnlich wie Glas einen muscheligen Bruch. Mit einer rostroten bis rotbraunen Strichfarbe ist er leicht von vielen Mineralien zu unterscheiden. Hämatit ist immer völlig undurchsichtig und lichtundurchlässig (opak) und zeigt nur poliert silbrigen Glasglanz.

Die Strichfarbe unterscheidet und kennzeichnet optisch ähnliche Mineralien, wie Limonit (braun), Ilmenit (violett-braun) oder Zinnober (rot). Magnetit zeigt in seinem reinen Zustand oder als Rohstein eines Hämatit-Magnetit-Gemenges immer Magnetismus. Hämatit-Gemenge können im Allgemeinen jedoch nur mineralogisch zweifelsfrei bestimmt werden.

Traditionelle und moderne Verwendung von Hämatit

Da er sehr häufig vorkommt, war Hämatit schon immer ein beliebter Schmuckstein. Heute dient er auch als Handschmeichler, neben der traditionellen Form der Halskette.
Armbänder aus Hämatit-Steinen gehören zu den sogenannten "Kraftbändern", da Hämatit stark vitalisierend wirken kann. Aber auch beispielsweise verschiedene Trommelsteine, Donuts, und kleine Obelisk-Formen sind inzwischen auf dem Markt erhältlich.

Ein uraltes Kulturgut

Hämatit hatte in vielen Kulturen der Vergangenheit eine große Bedeutung als "Schutzstein". Traditionellen Überlieferungen zufolge trug man in Babylonien einen Hämatit bei sich, wenn man vor Gericht erscheinen musste. Dieser Stein versprach gute Aussichten auf Erfolg im Prozess.
Im Orient sollte dieser Heilstein junge, schöne Frauen vor dem sogenannten "Bösen Blick" schützen und vor den möglichen Nachstellungen unerwünschter Männer.

Als Grabbeigabe ist Hämatit beispielsweise im alten Ägypten sehr charakteristisch. Hier hatte Hämatit die Aufgabe, Verstorbene auf ihrer Reise ins Reich der Toten zu beschützen. Dafür band man den Schutzstein um den Kopf des Leichnams. Sogar der sagenumwobene, alt-ägyptische Kind-König "Tutanchamun" soll einen Hämatit als Kopfschmuck getragen haben, als man den Sarg öffnete.
Allerdings nicht nur die Pharaonen bekamen diesen "Wegbegleiter" mit ins Grab, auch das einfache Volk legte ihren Verstorbenen Hämatit unter den Kopf. Er sollte den Weg in die Ewigkeit erleichtern.

Hämatit in der Antike

Nicht nur bei den Babyloniern und alten Ägyptern hatte Hämatit eine besondere Bedeutung, auch im antiken Griechenland spielte der Heilstein eine wichtige Rolle. Man verehrte Hämatit angeblich als "Göttliches Blut", das alles Leben auf der Erde erhalten konnte. Nach dem Glauben in dieser Zeit floss der "Blutstein" durch die "Adern der Erde". Erst wenn die Erde verletzt wurde, trat das Blut, als Hämatit zutage und war für den Menschen sichtbar.
Die Bezeichnung "Blutstein" ist somit wahrscheinlich auch aus diesen Gründen schon in der Antike entstanden. 
Außerdem glaubte man, dass Hämatit in Träumen vor möglichen Gefahren warnen konnte.

Eine weitere Namensgebung stammt vermutlich ebenfalls aus der Antike. "Specularit" bedeutet "Spiegelstein" und Wissenschaftler vermuten, dass man Hämatit-Rohlinge so lange polierte, bis sie wie ein Spiegel glänzten.

Heutige Verwendung von Hämatit

Da Hämatit im reinen Zustand bis zu 70% Eisen enthalten kann, ist er neben Magnetit (72% Eisen) das wichtigste Eisenerz für die Eisengewinnung.

"Schuppenpanzer-Lack"

Eisenglimmer dienen als Bestandteil von Lacken als hochwirksamer Korrosionsschutz für Oberflächen im Außenbereich. Die feinen, flachen Schüppchen des Glimmers bilden dabei einen "Schuppen-Panzer", sodass der Lackanstrich weit über zwanzig Jahre halten kann.

Ein ungiftiges Farbpigment

Traditionell ist Hämatit (Rötel) ein alter, natürlicher Farbstoff, den man auch heute noch auf steinzeitlichen Wandmalereien bewundern kann. Afrikanische Ureinwohner benutzen bis heute die ungiftigen Hämatit-Pigmente für Körperbemalungen und die Körperpflege.

Das rote, reine Eisenoxid-Pigment trägt auch die Bezeichnung "Englischrot". Andere Erdfarben wie beispielsweise "Ocker" bestehen oft aus Tonmineralen, Quarz, Kalk und bis zu 20% Eisenoxid.

Rohstoff für die Kunst

Gepresste Hämatit-Stäbchen oder -Stiftminen dienen im künstlerischen Bereich als "Bleistift" für Zeichnungen und Skizzen, ebenso wie "Rötelstifte". Man stellt sie aus weichem Rötelstein her, der ein Gemisch aus Hämatit und Ton ist. Das Zeichnen mit Rötelstiften erfordert Übung, da man ihre Spuren nicht so leicht wegradieren kann, wie gewöhnliche Bleistiftstriche.

In der Malerei haben natürliche Farbpigmente nach wie vor ihren Platz. Dies bezieht sich nicht nur auf die Leinwand-Malerei, sondern auch auf die Bemalung von Keramik. Außerdem können auch textile Fasern eingefärbt werden, die man beispielsweise als Knüpffäden für Teppiche benötigt.

Da Hämatit-Pigmente lichtundurchlässig sind und sich nach dem Antrocknen auf einer glatten Oberfläche auch wieder abwaschen lassen, sind sie ideal für die Retusche analoger Fotografie. So kann man fotografische Filme, Fotoplatten, beschichtetes Papier und Metallplatten nachträglich bearbeiten, ohne dauerhafte Veränderungen vorzunehmen.

Hämatit als Heilstein

Wer beispielsweise zu depressiven Verstimmungen neigt und das Leben eher von der negativen Seite betrachtet, sollte einen Hämatit bei sich tragen. Dynamische Vitalität und willensstarke Tatkraft soll dieser Heilstein aktivieren, sodass Lebensmut und Freude nicht lange auf sich warten lassen. Da außerdem die Entschlusskraft gesteigert werden kann, ist Hämatit ein Heilstein für alle Schüchternen, Mutlosen und Unsicheren des Alltags. So kann die Kontaktfreude und eine aufgeschlossene, soziale Kompetenz mit der Zeit wachsen. Mehr Selbstvertrauen macht automatisch selbstständiger, damit man auch Herrscher über das eigene Leben sein kann.

Angeblich soll dieser Heilstein dabei helfen, falsche Freunde schneller zu durchschauen. Denn schon in der Vergangenheit soll Hämatit als Schutzstein negative Energien abgewehrt haben, sodass man mutiger, zielbewusster und unbeschwerter agieren konnte. 

Wie wirkt Hämatit auf den Körper?

Das Blut und die Leber spielen bei der körperlichen Heilwirkung des Hämatits eine zentrale Rolle. Ganz egal, ob es sich um eher harmlose Blutergüsse oder kleinere blutende Wunden handelt, dieser Heilstein soll in allen Bereichen, in denen das Blut beteiligt ist, einsatzfähig sein.

Stumpfe Verletzungen und Schwellungen

Ein blauer Fleck oder "Hämatom", wie diese Verletzung medizinisch korrekt heißt, kann sehr schmerzhaft sein, je nachdem, welche Region des Körpers betroffen ist. Hämatit soll die Verletzung und die damit einhergehende Schwellung lindern und rascher abheilen lassen, wenn man ihn auf die verletzte Körperstelle legt. Da er die Durchblutung verbessern kann, weiten sich die Blutgefäße und die körpereigene Heilkraft kann wirken. Deshalb soll Hämatit auch bei Krampfadern helfen.

Außerdem soll dieser eisenhaltige Heilstein die Produktion der roten Blutkörperchen (Hämoglobin) im Körper anregen und die Eisenaufnahme im Dünndarm fördern. Dadurch kann sich wiederum die Versorgung mit Sauerstoff verbessern, sodass sich eine angeschlagene Gesundheit wieder stabilisieren kann.

Blutende Wunden

Eine weitere Eigenschaft des Heilsteins stammt aus traditionellen Überlieferungen des Mittelalters, die Hämatit eine blutstillende Wirkung bescheinigen. Dabei legt man den gereinigten Heilstein auf die ebenfalls gesäuberte Wunde, die sich anschließend schneller schließen soll. 
Seit dem Altertum nutzten Frauen angeblich Hämatit-Steine außerdem bei Menstruationsproblemen und starken Blutungen nach einer Geburt.  

Weitere Einsatzgebiete des Hämatits

Wer unter Schlafstörungen leidet, soll einen Hämatit unter das Kopfkissen legen... so zumindest lautet der mittelalterliche Rat. Da dieser Heilstein jedoch vitalisierend auf den Organismus wirkt, und außerdem die Leber und Milz bei ihrer Arbeit unterstützt, kann unter Umständen ein Zuviel an Energie auch schlafraubend sein.
Hämatit soll die Muskeln, den Darm und die Nieren stärken sowie den Kreislauf stabilisieren. 

Gegenanzeige

Bei entzündeten Verletzungen sollte man Hämatit jedoch besser nicht einsetzen, da er diese zusätzlich anregt und nicht beruhigt oder lindert.

Hämatit-Schmuck