Ein Calcit mit Doppelbrechung
Als "Doppelspat" oder auch "Islandspat" ist dieser Heilstein bekannt. Auf den ersten Blick ist dieser Calcit-Kristall einfach nur farblos und durchsichtig, aber bei näherem Betrachten zeigt er seine ganze Schönheit. Wird der transparente Calcit ins Licht gehalten, dann glitzert er, je nach Blickwinkel in allen Farben des Regenbogens.
Wenige Mineralien zeigen eine doppelte Lichtbrechung, die sogar mit dem bloßen Auge zu erkennen ist. Calcit in Form eines Spaltrhomboeders gehört dazu. Wenn man ihn beispielsweise auf einen beschrifteten Untergrund legt, erscheint die Schrift zum einen doppelt, und zum andere auch leicht verschoben. Diese Eigenschaft macht Doppelspat zu einem sogenannten "optischen Calcit", den man vielseitig verwenden kann.
Traditionelle und moderne Anwendung
Seinen Namen verdankt Calcit im Allgemeinen seinem hohen Gehalt an Calcium, was den Heilstein auch für die Medizin interessant macht. Durch diesen hohen Calcium-Gehalt ist der Calcit für die Herstellung von vielen Medikamenten teilweise auch heute noch unverzichtbar.
Heilsames Trinkwasser durch Calcit-Doppelspat
Im alten Ägypten und in der Antike handelte man Trinkwasser, in das zuvor Calcit-Steine gelegt worden waren, als heilendes Getränk und Schönheitselixier. Somit war Kalk als notwendiger "Stoff" für gesunde Zähne, Knochen und Fingernägel bereits Heilkundigen vor 3000 Jahren bekannt.
Auch Ärzte, heilkundige Frauen und Hebammen im Mittelalter verordneten bei Knochenbrüchen ganz selbstverständlich Trinkwasser, in das sie zuvor Kalksteine gelegt hatten.
Die magischen Kräfte des Calcit-Doppelspats
Doppelspat hatte jedoch in dieser Zeit noch eine ganz andere Funktion. Er sollte nämlich den sogenannten "bösen Blick" abwehren. Kamen beispielsweise Gaukler oder Musikanten in die Stadt, war es üblich alle Hühner einzusperren und einen möglichst klaren Calcit auf die Schwelle der Haustür zu legen. Das sollte vor dem bösen Blick der Frauen aus dem fahrenden Volk schützen. Wahrsagerinnen oder Bettler sollte durch den Heilstein auf der Türschwelle ebenfalls davon abgehalten werden, an die Tür zu klopfen.
Außerdem war dieser Heilstein ein Schutz vor bösen Geistern, die nachts angeblich auf der Jagd nach Seelen waren. Daher hängte man auch Kindern, die unruhig schliefen oder Albträume hatten, an einer Schnur möglichst klare Calcite über die Wiege oder legte sie direkt in die Schlafstätte unter das Kissen.
Calcit-Doppelspat - ein Licht in der Nacht
Was Doppelspat jedoch unter den vielseitigen Calciten so besonders macht, ist sein Reichtum an Farbenreflexen, wenn er im richtigen Licht betrachtet wird. Die indianischen Völker in Mexiko glaubten beispielsweise, dass ein Doppelspat so viel Licht in der Sonne speichern konnte, dass er sogar in der Nacht noch weiter strahlte. Mit seinem "Leuchten" in den dunklen Nachtstunden sollte er die gefürchteten bösen Geister vertreiben.
Eine Orientierungshilfe
Für die Wikinger war Doppelspat der "Sonnenstein" (heute als "Islandspat" bekannt), den sie zur Navigation über die noch großteils unbekannten Meere nutzten. Der klare Calcit half den Seefahrern durch seine lichtbrechende Eigenschaft, das Sonnenlicht in Abhängigkeit zum Stand der Sonne zu berechnen und war somit einer der ersten verwendeten "Kompasse" der Menschheit. Dass die Verwendung des Doppelspats als Orientierungshilfe tatsächlich funktioniert, haben Forscher vor einigen Jahren in einem Experiment nachgewiesen. Der dazu benutzte "Islandspat" konnte selbst bei bewölktem Himmel als Navigationsgerät noch dienen. Die Himmelsrichtung ließ sich bis zu 40 Minuten vor Sonnenuntergang exakt bestimmen.
Calcit-Doppelspat (optischer Calcit) hat auch heute noch eine Bedeutung in der Herstellung von optischen Geräten.
Wo kommt Calcit vor?
Es gibt nur wenige Orte auf dieser Welt, an denen Calcit nicht zu finden ist. Somit zählt er zu den am häufigsten Mineralien der Erdkruste.
Deutschland und Schweiz
Den oft eher unscheinbaren Heilstein kann man in Deutschland beispielsweise auf der Schwäbischen Alb und in den Kalkalpen der Schweiz finden. Im "Fränkischen Jura" gibt es ebenfalls ein großes Vorkommen und weitere Ablagerungen finden sich außerdem auf der Ostseeinsel Rügen.
Island, England und Türkei
Calcit mit dem Beinamen "Islandspat" ist natürlich im Land der Gletscher und Geysire zu Hause. Hier lässt sich Calcit-Doppelspat am Häufigsten finden. Allerdings trägt er in Island die Bezeichnung "Silfurberg" (Silberfels).
Mit etwas Glück können Hobbygeologen einen Doppelspat auch in den imposanten Kreidefelsen von Dover an der südenglischen Küste finden.
In den sogenannten "Sinterterrassen" der Türkei kann man ebenfalls diesen besonderen Heilstein finden. Jedoch bleibt er zwischen all den gewöhnlichen Calciten eine Seltenheit.
Peru und Mexiko
An den meisten Orten dieser Welt sind in der Regel nur die einfachen Varianten des Calcits entstanden. Edle und kostbare Exemplare, die man für Schmuckstücke verwendet, kommen dabei meistens aus Peru und Mexiko. Leuchtende Orangen-, hellgelbe Zitonen-Calcite sowie grüne und blaue Calcite stammen vorwiegend aus Mexiko. In Peru finden sich hingegen immer wieder herrliche sogenannte "Mangano-Calcite", die zart rosa schimmern.
Wie entsteht ein Calcit?
Calcit entsteht vorwiegend sekundär in flachen Becken der Meere oder in Seen durch die Verdunstung von sehr kalkreichem Wasser. Während dieser Sedimentation ist Calcit gesteinsbildend.
Es gibt weltweit Tropfsteinhöhlen, in denen man bis heute auch den seltenen Calcit-Doppelspat finden kann. Wenn Wasser mit einem hohen Kohlenstoff-Dioxid-Gehalt durch die Hohlräume und Spalten der Ausgangsgesteine sickert, kann ein Calcit auch die Form eines Tropfsteins annehmen. Zugleich ist Calcit außerdem ein fester Bestandteil vieler bekannter Mineralien und Schmucksteine. So kommt Calcit beispielsweise in Lapislazuli, Dolomit oder Travertin vor.
Calcit-Drusen und große Kristalle
Primär entstandener Calcit kommt weltweit seltener vor und ist hydrothermaler oder vulkanischer Herkunft. Hier können aus den heißen, kalkhaltigen Lösungen in Hohlräumen und Gesteinsklüften auch schöne, größere Calcit-Kristalle entstehen. Öffnet man knollige Gesteinsaggregate, können außerdem wunderschöne Calcit-Drusen zutage treten.
Welche Eigenschaften besitzt ein Calcit-Doppelspat?
Das Licht spielt bei der Betrachtung dieses besonderen Calcits eine wesentliche Rolle. Je nach Blickwinkel entstehen außerdem charakteristische, optische Eindrücke.
Doppelte Lichtbrechung
Die herausragende, physikalische Eigenschaft des Calcit-Doppelspats ist natürlich seine oben schon erwähnte sehr hohe Doppelbrechung. In der Praxis bedeutet das, dass ein Gegenstand, den man aus einem bestimmten Blickwinkel durch diesen klaren Calcit betrachtet, mit bloßem Auge doppelt zu sehen ist. So ist der Beinamen "Doppelspalt" für diese Calcit-Varietät entstanden.
Dabei führt die innere Struktur des klaren Calcits zu einer Aufspaltung des einfallenden Lichtes in zwei unterschiedliche Lichtbündel. Die leicht voneinander verschobene Brechung und Reflexion dieser Lichtstrahlen zeigt dann ein verdoppeltes Bild, wenn man durch den Calcit-Doppelspat hindurch schaut.
Mithilfe eines Laserstrahls kann man die Doppelbrechung des Lichtes auch im Labor sehr gut sichtbar machen.
Verschiedene Farbeindrücke je nach Lichtquelle
Unter UV-Licht betrachtet, kann ein Calcit-Doppelspat, je nach seiner Herkunft, in Gelb, Blau oder anderen fluoreszierenden Farben erscheinen. Dafür sind Einlagerungen von regional vorkommenden, seltenen Erdmetallen verantwortlich.
"Saurer Regen" ist ungünstig
Calcit-Doppelspat ist ein relativ weicher Stein, der schnell auf Verwitterungsprozesse reagiert. Beim Kontakt mit beispielsweise saurem Wasser oder verdünnter Säure löst er sich verhältnismäßig schnell auf. Deshalb sollte man bei der Pflege dieses Heilsteins besser kein Regenwasser verwenden.
Farbgebende Metalle
In seiner reinen Form ist ein Calcit-Doppelspat farblos. Besonders schön sind jedoch die Nuancen zwischen einem hellen Gelb und einem warmen Braungelb. In der Natur kommen diese Farben jedoch eher selten vor. Seine verschiedenen farblichen Erscheinungen verdankt der Heilstein Metall-Ionen, die einen Teil der Calcium-Ionen im Stein im Laufe des Entstehungsprozesses ersetzt haben.
Dabei färbt Eisen beispielsweise rot und Zink lässt das Mineral hellgrau bis weiß erscheinen. Kobalt und Mangan lassen Rosa- bis Violett-Farbtöne entstehen, und schimmert ein Calcit grünlich, dann sind Spuren von Malachit im Spiel. Sehr selten hingegen kommen blauen Steine vor, die durch die Strahlung von radioaktiven Mineralen entstehen.
Doppelspat als Heilstein
In der Steinheilkunde hat der Doppelspat als Heilstein ein klares Verwendungsgebiet. Aufgrund seines hohen Calcium-Gehalts soll er zur Stärkung und zur Stabilisierung des Knochengerüsts, Knochenmarks und der Gelenke beitragen.
Brüche und andere Verletzungen
Deshalb wird Calcit als Heilstein beispielsweise bei Kniebeschwerden empfohlen. Ebenso soll dieser Heilstein nach Knochenbrüchen und den folgenden Operationen eine schnellere Heilung ermöglichen. Natürlich stellt Calcit bzw. Doppelspat nur eine therapeutische Unterstützung dar, denn schwere Verletzungen bedürfen immer einer medizinischen Behandlung.