Entstehung des Diopsids
Ganz gleich, unter welchem Namen der Heilstein auch bekannt sein mag, es handelt sich dabei immer um ein Mineral, das den Calcium-Magnesium-Silikaten zugeordnet wird. Außerdem gehört Diopsid in die sogenannte "Pyroxen-Gruppe" und zur Mineralklasse der "Kettensilikate".
Tertiäre Bildung
Diopsid entsteht hauptsächlich tertiär, wenn sich kalk- und magnesiumreiche Sedimente (z.B. Kalkstein, Dolomit, Mergel) bei einer sogenannten "Kontaktmetamorphose" zu Marmor, Skarn oder Felsen aus Kalksilikaten umwandeln. In der Umgebung von Marmor und Kalksilikatfels kann man häufig verwachsene, monokline Kristalle finden. Aber auch eine "regionalmetamorphe" Entstehung des Diopsids ist bei der Bildung kristalliner Schiefer möglich.
Primäre Bildung
Als Bestandteil basischer Tiefen-, Ganggesteine und Vulkanite ist Diopsid seltener zu finden. Dann ist er unter enormem Druck und hohen Temperaturen primär entstanden. In alpinen Hohlräumen und Spalten kommen jedoch teilweise besonders schöne Kristallbildungen vor. Der begehrte, smaragdgrüne "Chromdiopsid" ist beispielsweise primär in Peridotiten entstanden, ganz in der Nähe von Diamanten.
Merkmale und Verwechslungen
Kristallsystem, Glanz und Farben
Diopsid kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, bildet jedoch seltener prismatische Kristalle von unterschiedlicher Länge. Diese sind meistens im Bereich weniger Zentimeter, größere Kristalle sind rar. Wesentlich häufiger sind säulen- und lamellenförmige, faserige oder radialstrahlige, sowie derbe, körnige Aggregate.
Vor allem schön ausgebildete Kristalle zeigen einen durchsichtigen Glasglanz. Durch Fremdstoffe stark verunreinigte Aggregate können allerdings auch völlig undurchsichtig sein. Doch erst durch einen fachgerechten Schliff kann der Glanz eines Steines so richtig zur Geltung kommen. Somit kann der Glanz der einzelnen Steine glasig, fettig, perlmuttähnlich oder auch matt sein. Durchsichtige Kristalle erhalten dabei oft einen geeigneten Facettenschliff, während bei undurchsichtigen Exemplaren durch einen speziellen Cabochon-Schliff angelegter Asterismus herausgearbeitet und betont werden kann. Beim Diopsid zeigt sich dann im Optimalfall ein vierstrahliger Stern.
Das Farbenspektrum des Diopsids bewegt sich bevorzugt im "grünen Bereich". Neben den verschiedenen Grüntönen, kommt Diopsid auch in den Farben Weiß, Braun, Grau bis Schwarz vor.
Die doppelte Lichtbrechung des Diopsids
Reiner Diopsid ist farblos und durchsichtig, kann aber durch polykristalline Ausbildung (Zwillinge) oder Baufehler in der Gitterstruktur weiß erscheinen. Dabei werden bei einer einfachen Lichtbrechung die in den Kristall einfallenden Lichtstrahlen teils reflektiert und abgelenkt, sodass sich der Austrittswinkel des reflektierten Lichts verändernd "bricht".
Bei einer sogenannten "Doppelbrechung" sorgt jedoch die innere veränderte Struktur und Beschaffenheit (optische Dichte) eines Materials für eine richtungsabhängige Spaltung des einfallenden Lichtbündels. Die beiden Teilstrahlen werden dabei in unterschiedliche Richtung wieder reflektiert, sodass ein optisch verzerrter Eindruck des dahinter befindlichen Objekts entsteht.
Je nach Blickrichtung kann sich außerdem die Farbe verändern. Diopsid zeigt einen Pleochroismus von Blaugrün-Grünbraun-Gelbgrün.
Härte, Bruch und Strichfarbe
Die Mohshärte des Diopsids liegt mit 5 bis 6 im mittleren Bereich, sodass eine Anwendung als Schmuckstein möglich ist. Seine Dichte ist mit 3,27 bis 3,31 recht hoch und die Strichfarbe immer weiß. Diopsid lässt sich nur unvollkommen spalten und zeigt eine unebene, muschelige Fläche an der Bruchstelle.
Verwechslungen mit anderen Schmuck- und Edelsteinen
Imitationen oder Fälschungen von Diopsid sind nicht bekannt. Allerdings kann Diopsid selbst leicht als Kristall beispielsweise mit den Schmuck- und Edelsteinen Smaragd, Peridot oder Vesuvian verwechselt werden. Eine gemmologische Untersuchung ist hier meistens für eine Unterscheidung nötig.
Der in Asien oft als "Sternsaphir" angebotene Diopsid ist jedoch leicht als Fälschung zu erkennen, denn dieser Edelstein zeigt im Gegensatz zum charakteristischen, vierstrahligen Diopsid-Stern deutlich sechs Strahlen.
Ist Diopsid teuer?
Wie bei allen Edel- und Schmucksteinen, so kommt es auch bei diesem Heilstein auf seine Größe (Karat), Farbe und Schönheit (z.B. Transparenz, Reinheit und Glanz) an. Ein Karat entspricht einem Gewicht von 0,2 Gramm und gilt weltweit als Maßeinheit für Edelsteine und auch Edelmetalle. So kann ein russischer Chromdiopsid mit nur 0,9 Karat beispielsweise zwischen 50 und 70 Euro kosten.
Das bedeutet, dass ein größerer Stein mit 2 Karat gerade noch erschwinglich sein kann. Exemplare mit einer lupenreinen Transparenz (ohne Einschlüsse) und begehrten Farbe sind in dieser Größe jedoch um ein Vielfaches teurer, da sie besonders selten sind. Dabei ist die kräftig grüne Farbe, die an einen Smaragd erinnert, am kostspieligsten. Daher gilt, je heller das Grün eines Diopsids, desto günstiger wird er angeboten. In einem sehr hellen, transparenten Grün kostet ein Diopsid rund 40 Euro. Natürlich ist bei einer Preisfindung auch noch das Schmuckstück (Edelmetalle!) entscheidend, in das der Schmuckstein eingearbeitet wurde.
Außerirdischer Diopsid
Der schöne Diopsid soll angeblich nach traditioneller Sicht ein vom Himmel gefallener Stern sein. Aber vielleicht hatten unsere Vorfahren gar nicht so unrecht, denn Diopsid wurde inzwischen auch außerhalb der Erde nachgewiesen. So befanden sich in den Gesteinsproben, die Astronauten der NASA von ihren Mond-Missionen mit zur Erde brachten, tatsächlich Spuren von Diopsid. Sogar auf dem Mars soll der Stein zu finden sein. Spuren dieses Heilsteins wurden außerdem im feinen Staub des Kometen 81P/Wilde 2 nachgewiesen.
Aufgrund dieser Funde geht die Forschung heute davon aus, dass Diopsid ein weit verbreitetes Mineral sein könnte, das sich nicht nur auf unserer Welt gebildet hat. Eventuell gab es vor tausenden von Jahren durch Vulkanausbrüche oder Kometen-Einschläge einen Niedergang an Diopsid-Kristallen ("Diopsid-Regen"), der den Mythos von den erloschenen Sternen, die auf die Erde gefallen waren, entstehen ließ. Die Wissenschaft kennt einen sogenannten "Olivin- bzw. Peridot-Regen" bei irdischen Vulkanausbrüchen, sodass ein "Diopsid-Regen" egal welcher Herkunft nicht völlig unmöglich erscheint.